Berichte 2013

Buchvorstellung

Bücherhalle Niendorf lud ein

14.11.2013 – Wie wir Hamburger wurden erfuhren nun auch die Niendorfer: Jürgen Frantz hielt seinen Vortrag nach Lokstedt und Schnelsen nun auch in Niendorf in der gastfreundlichen Bücherhalle im Tibarg Center. Der Verfasser der ersten > Publikation des Forums Lokstedt- Niendorf-Schnelsen Drei preußische Landgemeinden werden Hamburger Stadtteile schilderte den Eingemeindungsprozess, der vor über 85 Jahren gegen erheblichen Widerstand begann und erst 1937 mit dem Groß-Hamburg-Gesetz unter den Nazis vollzogen wurde, als keine Gegenwehr mehr möglich – und wohl auch nicht mehr gewollt – war.  Rainer Funke zog bei seiner Begrüßung den Vergleich mit aktuellen Gebietsreformen in den Bundesländern, die heute unter demokratischen Verhältnissen ablaufen. Nicht geändert hat sich der Hauptgrund: Mehr Steuereinnahmen  für die wachsenden Städte. Ein Dankeschön an die Mitarbeiterinnen der Bücherhalle und ihren Chef Michael Braun, die einen ansprechenden Veranstaltungsrahmen für diese letzte Veranstaltung des Jahres 2013 ermöglichten.

Dia-Vortrag

Viele Gäste bei "Niendorf jetzt und einst"

Traditioneller Auftakt der Fotoserie: Ein Portrait von Lehrer Max Möller, der seinen dokumentarischen Fotofundus an die Jürs-Brüder übergab Traditioneller Auftakt der Fotoserie: Ein Portrait von Lehrer Max Möller, der seinen dokumentarischen Fotofundus an die Jürs-Brüder übergab

13.11.2013 - Volles Gemeindehaus am Nachmittag! Zum Mittwochstreff der Senioren bei Kaffee und Keksen war diesmal Hans Joachim Jürs mit seinen Diavortrag eingeladen. Eine Stunde war eigentlich vorgesehen, aber die Fotos, die den Niendorfer Marktplatz jetzt und einst rund um die schöne Barockkirche zeigten, hielten die über 70 Besucher fast zwei Stunden im Bann. „Toll, dass auch so viele neue Gesichter zu sehen waren“, freute sich Kirsten Leischel, die die Nachmittage organisiert. Und auch Ingelor Schmidt vom Vorstand des Forum Kollau hatte Grund zur Freude: Ihr wurden für das Archiv des Vereines zwei sehr schöne alte Postkarten aus dem Niendorf der Vorkriegszeit übergeben. Herzlichen Dank!

Sonntagsspaziergang

Der Alte Niendorfer Friedhof – reizvoll und historisch

Volker Bulla musste wegen der vielen Teilnehmer seine Stimme kräftig heben. Hier am Familiengrab der Willinks, Lokstedt (ehemalige Villa Willinks Park). Foto Joerg Kilian Volker Bulla musste wegen der vielen Teilnehmer seine Stimme kräftig heben. Hier am Familiengrab der Willinks, Lokstedt (ehemalige Villa Willinks Park). Foto Joerg Kilian

13.10.2013 – Mit 85 Teilnehmerinnen und Teilnehmern war die Resonanz auf den Stadtteilspaziergang über den Alten Niendorfer Friedhof größer als erwartet. Volker Bulla startete an der Niendorfer Kirche, die diesmal nicht im Mittelpunkt stand, aber da sie Sonntag nachmittags geöffnet war im Anschluss besucht werden konnte. Zunächst war der Kirchhof, mit seinen Lindenbäumen der Friedhof für Niendorf, Lokstedt und Schnelsen. Lokstedt und Schnelsen haben weiterhin keine eigenen Friedhöfe und ihr Friedhof ist auch in Niendorf.

 

Die grosse Gruppe folgte dann zum Grab der Familie Willink. Carl Heinrich Willink, verstorben am 12.09.1875 in Lokstedt war Hamburger Kaufmann und Politiker. In Lokstedt  ließ er sich nieder, in einer Villa mit Park - Willinks Park. Jetzt sind noch die Bäume sichtbar, die Bebauung dieser Fläche wurde verhindert, da die Natur hier einen Wald schuf und das Landeswaldgesetz einen gewissen Schutz bot. Ein paar Meter weiter verwittert der Grabstein von Emil Andresen. 1901 als hauptamtlicher Gemeindevorsteher für Lokstedt gewählt, leitete er bis zu seinem Tod 1918 die Gemeindeverwaltung - Lokstedt war damals eine eigenständige Landgemeinde im Kreis Pinneberg. Im ersten Weltkrieg galt es Lebensmittel für die hungernde Bevölkerung zu organisieren. Das Projekt der Gemeinde ein neues Rathaus zu bauen wurde fallengelassen, das bislang angemietete Haus Hochallee 7 (jetzt Sottorfallee) blieb Sitz der Gemeindeverwaltung.

 

Gegenüber das Familiengrab der Familie von Berenberg-Gossler - eine Bankiersfamilie: die Berenberg Bank noch heute aktiv. 1880 genehmigte der Hamburger Senat die Namensänderung in Berenberg-Gossler. 1889 wurde Johann Berenberg-Gossler für seine Verdienste um den Zollanschluss Hamburgs in den preußischen Adelsstand erhoben und hieß nun von Berenberg-Gossler. 1910 wurde Johann von Berenberg-Gossler in den preußischen Freiherrenstand erhoben. Die große Allee auf dem Friedhof war einmal die Auffahrt zur Sommervilla der Berenberg-Gossler-Familie. Die Villa ließ der Baron 1938 kurzerhand abreißen, als die Nazis ein Auge darauf geworfen hatten.

 

Die Familiengrabstelle Jürs, bereits im Jahre 1803 wurden die ersten Beerdigungen von der Familie Jürs durchgeführt. Fast unscheinbar das Grabmal der Eltern des Heimatdichters Joachim Mähl. Geboren wurde Mähl 1827 als erster Sohn des Milchbauern Christoffer Mähl. Seinen ersten Unterricht erhielt Joachim in der Dorfschule von Niendorf. Später wurde er Lehrer und Rektor in Reinfeld. Mähl liebte seine plattdeutsche Muttersprache, obwohl er auch im Hochdeutschen zu Hause war und in seiner Jugend Englisch, Französisch und Latein gelernt hatte. Mähl begnügte sich nicht damit, plattdeutsche Erzählungen aus seinem eignen Erlebnisbereich zu verfassen; er sah es als wichtige Aufgabe an, seine plattdeutschen Leser mit Werken der Weltliteratur vertraut zu machen. Am bekanntesten ist seine Nachdichtung von Goethes "Reineke Fuchs"“, es gibt aber auch eine plattdeutsche Fassung des "Don Quixote". Joachim Mähl übertrug auch die Bibel ins Plattdeutsche. Er brachte typische plattdeutsche Wendungen, Bilder und Wortspiele ein, die den biblischen Wortlaut für plattdeutsche Leser veranschaulichen.

 

Weiter ging der Rundgang am Grab der Eheleute Dahms, die 1943 beim Bombenangriff ums Leben kamen. Volker Bulla erläuterte dabei anhand von alten Fotos, dass früher an der Kollaustraße auch eine Bebauung war, u.a. das Haus der Eheleute Dahms. Im Krieg zerstört und durch die Verbreiterung der Kollaustraße fiel die Bebauung und auch ein Teil des früheren Friedhofes weg. Hans Joachim Jürs berichtete, welche Arbeit das für seinen Vater bedeutete: 800 Gräber wurden umgebettet.

 

Weiter ging es zur Familie Amsinck, zunächst Wilhelm Amsinck, Kaufmann verheiratet mit einer Tochter der Familie Willinks. Die Form der Villa mit Park in Lokstedt gefiel ihm so gut, dass er von Martin Haller die Amsinck-Villa im Amsinck-Park bauen liess, heute unter Denkmalschutzstehend, noch leer, aber hoffentlich bald wieder saniert und genutzt. Ludwig Erdwin Amsinck konnte nach erfolgreicher Geschäftstätigkeit sich den Reisen und der Kunst als Privatier nutzen. Seine Privatsammlung von Gemälden wurde zum Teil später der Hamburger Kunsthalle gestiftet. Max von Schinckel, konservativer Kaufmann und Bankier (Norddeutsche Bank, Aufsichtsratsvorsitzender der HAPAG) prägte die Hamburger Bankenlandschaft. Volker Bulla berichtete aus einer Bankengeschichte, dass er 1856 selber einen Geldtransfer nach Paris begleitete - damals nicht als Überweisung, sondern Münzen in Fässern im Eisenbahnwaggon. Das Grab der Familie Hermann Fölsch, die mit Salpeter in Chile und deren Transport nach Hamburg ein Vermögen machte, hat eine anrührende Engelsfigur.

 

Weitere Stationen folgten: der Reeder Martin Garlieb Amsinck, das Mausoleum der Familie Heymann, 1892 erbaut, seit 1928 leerstehend. Die alteingesessenen Familien Langeloh/Freydag aus Lokstedt, Adolph Godeffroy (Hapag), Evelyn Hamann, unvergessene Partnerin von Loriot, Jupp Posipal, HSV-Fußballer und Weltmeister 1954 in Bern, Mathilde Münster geb. Wähling und Martin Münster aus Schnelsen.

 

Dann ging es zu den Pastorengräbern. Der älteste Stein gehört dem ersten Pastor der Kirche, Johann Christoph Friedrich Rist (+ 1807). Sein Sohn Johann Georg Rist war später Schriftsteller, dänischer Diplomat und Staatsmann der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Aus seinen Lebenserinnerungen las Volker Bulla über die idyllischen ruhigen Abläufe des Lebens eines Landpastors.

 

Der Rundgang endete dann an der Gedenkstätte zunächst für die Toten Soldaten des 1. Weltkrieges, später zu einem Gedenkort für alle Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft umgewandelt. Der Rundgang endete, für Interessierte bestand die Möglichkeit sich noch die geöffnete Kirche am Markt anzusehen.

 

Fotostrecke

Sonntagsspaziergang

Rund um die Frohmestraße

Frohmestraße/ Ecke Glißmannweg: Hier wurde einer der frisch bemalten Stromkästen von Mechthild Führbaum (Bezirksversammlung Eimsbüttel) enthüllt. Der Künstler Vincent Schulze fertigte die Motive nach Frohmestraße/ Ecke Glißmannweg: Hier wurde einer der frisch bemalten Stromkästen von Mechthild Führbaum (Bezirksversammlung Eimsbüttel) enthüllt. Der Künstler Vincent Schulze fertigte die Motive nach alten Postkarten aus dem Schnelsen Archiv

29.9.2013 - Ein Rundgang um die Frohmestraße am verkaufsoffenen Sonntag: Etwa fünfundzwanzig Teilnehmer schlängelten sich auf Volker Bullas Spuren bestgelaunt durch die Besuchermengen. Zu entdecken waren die baulichen Zeugen des ehemaligen Dorfes, aber auch die heutigen Entwicklungen des wachsenden Stadtteils. Jetzt prägen Läden und zunehmend Neubauten die Frohmestraße, einst standen hier reetgedeckte Bauernhöfe und später kleinstädtische Wohnhäuser, die noch heute stolz die Jahreszahl ihrer Erbauung (meist um 1900) im Giebel tragen. Die Straßenbahnanbindung mit der Linie 2 in die Hamburger Innenstadt trug ganz wesentlich zum Wachstum des preußischen Dorfes bei. Von 1912 fuhr sie über Lokstedt und Niendorf bis zum 30.9.1978 nach Schnelsen.

 

Die Frohmestraße, früher Hamburger Straße und Niendorfer Heerstraße, ist weiterhin der Mittelpunkt in Schnelsen. Benannt wurde sie nach dem Zweiten Weltkrieg nach dem sozialdemokratischen Reichstagsabgeordneten Karl Frohme (1850 – 1933). Der alte Hof 13, der heutige Bornkasthof, besteht schon vor 1585. Bis 1960 wurde hier noch Landwirtschaft betrieben. „In der Scheune haben wir als Kinder oben unterm Dach noch Schleiereulen entdeckt“, berichtet eine Schnelsenerin, die interessiert zuhörte. Eine Unterschriftenaktion, die Mitwirkung des Denkmalschutzamtes und die Zusammenarbeit mit einem privaten Investor haben den Hof glücklicherweise erhalten. In der Scheune hat gerade ein neues Geschäft eröffnet.

 

Auf dem alten „Cordes-Hof“ (zuletzt Hinrich Schreck), als ½-Hufe 4 wurde bis 1892 Landwirtschaft betrieben. Danach wurde das Gelände der heutigen Frohmestraße 19-33 parzelliert und nach und nach bebaut, u.a. durch das Eisenwarengeschäft Barth. In den Häusern 29 und 31 waren während des Krieges Zwangsarbeiter untergebracht. Die Gastwirtschaft Doppeleiche, 1904 gegründet, lag genau auf der Autobahnbrücke. 1966 mussten Gaststätte und der namensgebende Baum wegen des Autobahnausbaus weichen. Eine Doppeleiche soll am Deckel neu angepflanzt werden – Schnelsen wird hier schließlich wieder zusammenwachsen. Auf dem Hof 2, dem „Maacken-Hof“ (Frohmestraße 59) wurde die Landwirtschaft 1953 eingestellt. Im 2. Weltkrieg zerstört erfolgte der Wiederaufbau bereits 1944. Jetzt werden beide großen Gebäude gewerblich genutzt.

 

Bemerkenswert: Die Wählingsallee und größere Flächen waren vor dem 1. Weltkrieg Teil eines militärischen Nachrichtenparks. Viel Vorstellungskraft braucht es, sich die einstige dörfliche Situation am Schnelsen Center zu vergegenwärtigen. Hier begann 1633 die Familie Warncke mit einer Landwirtschaft, 1702 erwarb die Familie von Appen den Hof, 1889 wurde der spätere Gemeindevorsteher und Kiesgrubenunternehmer Heinrich Wähling der Besitzer. Für Tochter Mathilde wurde 1912 der Gasthof zur Friedenseiche gebaut, auch er ein Ausflugsziel per Straßenbahn für die erholungsbedürftigen Hansestädter. Die Reste des Hofes wurden 1983 für das Schnelsen-Center abgerissen.

 

Die Schnelsener Schule (Frohmestraße 42) besteht seit 1749 an ihrem Standort. Neubauten und Ergänzungsbauten entstanden 1900, 1904 und 1934. Im Schulgebäude wurden 1947 die noch vorhandenen Wandgemälde von Fritz Beyle, Hans Peiner, Andreas Nowak, Gerhard Fensch und Rudi Kahl angebracht. Vor der Schule liegt ein Stolperstein in Gedenken an Elisabeth Korpatsch, die 1943 in Auschwitz ermordet wurde.

 

Durch den „Schlachtergang“ ging es zum Riekbornweg . Hier hat der 1921 gegründete Verein Germania Schnelsen eine Spielstätte. Schräg gegenüber organisierte Werner Otto ab 1949 sein Versandgeschäft. Der schnell gewachsene Otto-Versand zog 1959 nach Hamburg-Hamm um.

 

Die Oldesloer Straße wurde 1841 - zu einer Zeit als Schnelsen noch dänisch war - als Fernstraße nach Lübeck angelegt; eine schon damals wichtige Querverbindung für Waren und Güter aller Art. An der Nr. 37/Ecke Burgwedel befand sich bis 1955 die Molkerei der Familie Meier. Viele der alten Schnelsener haben hier noch ihre Milch in der grauen Deckelkanne „frisch von der Kuh“ abgeholt.

 

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Vortrag

Nostalgischer Abend mit der Straßenbahn

Bis hinauf in die Empore ein vollbesetztes Haus. Die Linie 2 hat immer noch ihre Fans Bis hinauf in die Empore ein vollbesetztes Haus. Die Linie 2 hat immer noch ihre Fans

24.09.2013 - Krachvoll war das Freizeitzentrum Schnelsen mit mindestens 160 Besuchern zum Straßenbahn-Abend. Volker Bulla und Harald Elsner vom VVM (Verein Verkehrsamateure und Museumsbahn e.V.) präsentierten und erläuterten Filme und Fotos mit der Linie 2, die 1978 als letzte Bahn eingestellt wurde, weil Busse und U-Bahn die Zukunft des Verkehrs bestimmen sollten. Rainer Funke, Vorsitzender des Forum Kollau, erinnerte bei seiner Begrüßung an die heißen Diskussionen seit Anfang der 1970er in Senat und Bezirk, bei denen sich letztlich die Befürworter der Beibehaltung von Straßenbahnen nicht durchsetzen konnten. „Aber vielleicht werden wir eines Tages doch wieder an die Straßenbahn anknüpfen können“, sagte er und die Straßenbahnfans schienen damit sehr einverstanden zu sein. 

Rainer Funke, Volker Bulla, Harald Elsner freuen sich über den Erfolg der Veranstaltung Rainer Funke, Volker Bulla, Harald Elsner freuen sich über den Erfolg der Veranstaltung

Besonders hoch schlugen die Herzen der Nostalgiker bei den Filmen, die mit dem Originalton der fahrenden Bahn unterlegt waren: Das Quietschen und Schrammen, das Zischen des Stromabnehmers, dazu das Scheppern in den Kurven –so mancher hat es ja noch im Ohr… Aber auch vieles andere wuchs in der Erinnerung auf: Der Kassierer mit dem Klickern seiner Münzen in der Abzähltasche (oder wie hieß das eigentlich?). Die Einmannwagen kamen ja erst viel später als erste Vorboten der personellen Rationalisierungen. Gleich nach dem Krieg gab es vorn am Wagen bis in die 1950er Jahre außen noch einen Briefkasten! Die Briefpost war in diesen Zeiten wichtiger als das Telefon, das in Privathaushalten durchaus noch nicht üblich war. Auffällig der geringe Zahl der Autos auf den Bildern. Standen wir in den 1960ern noch nicht im Stau? Interessant auch die Straßenbilder rechts und links der Fahrbahn. Man sieht, wie sehr sich unsere Vororte entlang der Hauptverkehrsstraßen innerhalb einer Generation verändert haben.

Am Büchertisch gab es angeregte Gespräche und guten Verkauf der Publikationen. Am Büchertisch gab es angeregte Gespräche und guten Verkauf der Publikationen. Fotos I. Schmidt

Am Büchertisch des VVM wurde gut verkauft und der Abend klang mit angeregten Gesprächen aus. Wiederholung ist geplant!

 

Einige der Besucher des Abends haben ihre privaten Erinnerungen beim Forum Kollau für das Archiv abgegeben: Mehrere DVDs mit selbstgedrehten Filmen, ein liebevoll zusammengestelltes Album inkl. der letzten Fahrscheine der Linie 2, Fotos vom Straßenbau auf der Kollaustraße.

Herzlichen Dank!

Unser Grundstock wächst.

Sonntagsspaziergang

Vom Siemersplatz zum Kollauer Hof

Start am Siemersplatz. Der verkehrsreiche  Knotenpunkt  wird sich mit den derzeitigen umfangreichen Bauarbeiten für das  Busbeschleunigungsprogramm wieder einmal sehr verändern.  Start am Siemersplatz. Der verkehrsreiche Knotenpunkt wird sich mit den derzeitigen umfangreichen Bauarbeiten für das Busbeschleunigungsprogramm wieder einmal sehr verändern.

01.09.2013 - Rund dreißig Spaziergänger trafen sich mit Volker Bulla vor der Haspa und kreuzten bei kräftigen Winden unverdrossen durch die Baustellenabsperrungen für das Busbeschleunigungsprogramm über den Siemersplatz. Die schönen Backsteingebäude gaben dem Siemersplatz in den 1920er Jahren das „moderne“ Gesicht des „Dorfes“, dessen Mittelpunkt bis dahin die heutige Grelckstraße war. Die Geschäftsleute haben am Siemersplatz wegen der Verkehrsbedingungen der letzten Jahre zu kämpfen: Das traditionsreiche Lebensmittelgeschäft Behrmann gab kurz nach seinem 100. Geburtstag im Juni 2013 auf.


Gegenüber steht jedoch unverdrossen in voller Schönheit die riesige Rotbuche, eine der letzten Zeugen, dass hier der Siemersplatz mit seiner Straßenbahnhaltestelle der Linie 2 einmal in große, baumbestandene Kaffeegärten wie Münsters Gasthof (heute Seniorenwohnanlagemit Bücherhalle)und die Gaststätte Lindenpark (heute Verkehrsfläche und ein Geschäftshaus mit Matratzengeschäft) einlud. Lokstedt war ein sehr beliebtes Ausflugsziel für die Hamburger.

Am Siemersplatz 4 machte Volker Bulla auf zwei Stolpersteine aufmerksam. Der Rechtsanwalt Dr. Walter Schüler, nach dem heute eine Niendorfer Straße benannt ist, war jüdischer Abstammung, hatte hier in seinem Wohnhaus auch eine seiner Kanzleien. Er, seine Mutter, sein Bruder kamen in den NS-Konzentrationslagern um.


Die Kollaustraße/ Richtung Nedderfeld hieß einst Hesterstraße. Gegenüber der Stapelstraße stand früher der Hesterkrug, in den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts wurde er zu Wohnungen umgewandelt. Nahe bei befand sich bis 1839 die Zollstation zwischen Holstein, damit Dänemark und Hamburg. Auch kleine Gewerbebetriebe hatten sich hier angesiedelt.


Ein paar Schritte weiter steht das Gerippe des denkmalgeschützten ehemaligen Straßenbahndepots. Der neu entstehende Baumarkt wird es in seine Räume einbeziehen – inklusive einer Straßenbahn!


Auf dem Weg zur Kollau unter der Trasse der Güterumgehungsbahn hindurch noch ein kleiner Abstecher in den idyllischen Heckenrosenweg: Der ist frisch gepflastert (zur Freude auch der Radfahrer!) und führt nach ein paar Schritten zu einem Obelisken des 18. Jahrhunderts. Von üppigen Bäumen eingerahmt zeugt er von der Gartenlandschaft des Kollauer Hofes, der bereits im 12. Jahrhundert erwähnt wird.

 

Es gab es sogar Teiche, die mit kleinen Booten befuhren werden konnten. Dass die Kollau auch heute noch ziemlich mäanderte, wissen die Besitzer einiger Häuser entlang der Kollaustraße: Ihre Keller mussten besonders gegen Wasser geschützt werden.

Wieder zurück auf der anderen Straßenseite, vorbei an der internationalen Presseagentur Action Press, zeugen die Namen der verwunschenen kleinen Seitenstraßen von späteren Nutzungen auf dem Gelände des Kollauer Hofes.

 

Bei der Pulvermühle wurde tatsächlich Schießpulver hergestellt, was leider auch zu einem großen Brand führte. Es gab hier dann eine Baumwollspinnerei, eine Pappfabrik und seit 1891 sogar ein privates Elektrizitätswerk, das mit den Wassern der Kollau unterirdisch die Turbine antrieb. Lokstedt verfügte übrigens bereits 1891 über die erste elektrische Straßenbeleuchtung eines Dorfes in Deutschland! 1905 kaufte die weitsichtige Gemeinde Lokstedt das Werk mitsamt Gelände und es kamen 1911 ein Wasser- und Gaswerk hinzu.

 

Die Lokstedter Betriebswerke unter ihrem Direktor Paul fassten die gesamte Ver- und Entsorgung zusammen. Ein Informationszentrum mit Schauräumen entstand im neuen Verwaltungsgebäude am Siemersplatz/Ecke Vogt-Wells-Straße (heute denkmalgeschützt). Hier konnten sich Gewerbebetreibende und auch die Hausfrauen über die moderne Energienutzungen und ihre Gerätschaften beraten lassen. Das Wasserwerk und die Pappfabrik auf dem Kollauer Hof-Gelände verwandelten sich vor einiger Zeit in schöne Wohnanlagen. Das alte Herrenhaus wurde endgültig Ende der 30ger Jahre abgerissen, das Gelände parzelliert, Straßen angelegt, Wohnhäuser bebaut. Die schöne Baumallee blieb erhalten.


Der letzte Anlaufpunkt war der Güterbahnhof Lokstedt. Er wurde nach langwierigen Planungen 1938 eingeweiht, sollte hauptsächlich den Hamburger Hauptbahnhof vom Stückgutverkehr entlasten. Die Güterumgehungsbahn, auch als neue Grenze zwischen Lokstedt und Niendorf fungierend, führte im Kriegsjahr 1941 von Eidelstedt über Lokstedt und Winterhude bis nach Rothenburgsort. An die ersten Kohletransporte nach Kriegsende 1945 können sich noch viele der alten Lokstedter und ihre Nachbarn erinnern: Mit Kohlenklau musste häufig das Überleben gesichert werden… Der Stückgutverkehr, zuletzt mit Autos für die „Automeile“ am Nedderfeld, ist längst Vergangenheit, die Gewerbebetriebe haben das Areal verlassen. Der zuständige Bezirk Nord plant hier Wohnungsbau. Damit geht ein bewegtes Stück Geschichte an der Kollau zu Ende.

 

Fotostrecke

Lesung

Wir waren als Kinder eigentlich immer draußen

Ulli Kammigan liest erstmals aus seiner Autobiografie. Sachverständige Zuhörer: die Autoren Joachim Grabbe (r)und Silke Frakstein Ulli Kammigan liest erstmals aus seiner Autobiografie. Sachverständige Zuhörer: die Autoren Joachim Grabbe (r)und Silke Frakstein

Die zwanzig Karten für die Lesung aus der Autobiografie „Quer durchs Herz“ des Niendorfers Ulli Kammigan (70) waren blitzschnell ausverkauft. Der gemütliche Wintergarten des Hofladen & Dorfcafés lieferte den stimmungsvollen Rahmen am 28. August für die Kindheitsgeschichten des Autors, der sie selbst vorlas. Gelacht wurde viel, aber auch so mancher der Zuhörer blickte nachdenklich auf die sorgenvollen Zeiten nach dem Zweiten Weltkrieg zurück: Kein fließendes Wasser, das mühevolle Heizen mit Torf, das Plumpsklo und die weiten Wege bei jedem Wetter und zu Fuß zur Schule. Dass Kinder feste bei der Gartenarbeit mitarbeiten mussten, verstand sich von selbst: Schließlich mussten alle dafür sorgen, dass ordentlich Obst und Gemüse auf den Tisch kam oder eingemacht wurde. Entschädigt wurden die Kinder durch den unendlich großen „Spielplatz“ vor der Tür: Das Ohemoor. Dünn besiedelt bot es den Kindern ob im Sommer oder Winter jede Menge Abenteuer. 

„Wir waren eigentlich immer draußen“ sagte Kammigan, „ganz im Gegensatz zu den Kindern heute“. Seine persönliche Lebensgeschichte beschreibt einen großen Bogen, bis er schließlich Lehrer an der Julius-Leber-Schule in Schnelsen wurde. Und er wohnt heute wieder da, wo seine Kindheit begann, auf Omas Grund und Boden im Niendorfer Norden. Das Ohemoor ist heute bis zum Swebenweg fast völlig verschwunden. Hier entstand seit den 1980er Jahren eines der großen Neubaugebiete der Hansestadt mit U-Bahnanschluss. Gerade ist zu erleben, wie die kleinen Siedlungshäuser der Nachkriegszeit verschwinden, letzte Baulücken geschlossen werden. Große Einzelhäuser oder Wohnanlagen beginnen zu dominieren, statt Vorgarten entsteht der Parkplatz direkt am Haus. Kein Zweifel, Niendorf ist längst ein städtisch geprägter Vorort. Aber die Niendorfer im Niendorfer Norden gehen zum Einkaufen immer noch „runter ins Dorf“, wenn sie den Tibarg meinen. So lange wirkt Geschichte nach.

Sonntagsspaziergang

Einmal rund um den alten Niendorfer Marktplatz

Treffpunkt Kirchenportal: Rund 40 Spaziergänger erkundeten von hier aus mit Volker Bulla das einstige Zentrum des alten Niendorfs. Treffpunkt Kirchenportal: Rund 40 Spaziergänger erkundeten von hier aus mit Volker Bulla das einstige Zentrum des alten Niendorfs. Foto I. Schmidt

16.06.2013 – Der Spaziergang begann am Eingangsportal der Niendorfer Kirche am Markt. 1770 eingeweiht, verhalf sie den Dorfbewohnern von Niendorf, Lokstedt, Schnelsen und weiteren vier Ortschaften zu entschieden kürzeren Wegen beim Kirchgang. Sie mussten vorher nämlich in das Hamburger Eppendorf wandern, was auch dem dänischen Landesherrn, König Christian VII nicht gefiel. Seine Holsteiner Gemeindemitglieder hatten zwar an Hamburg zu zahlen, (was sie angeblich schleppend taten), aber dafür auch noch beim Gottesdienst zu stehen. So kam es im Gottorfer Vergleich von 1768 nach langem Hin und Her zum Beschluss, in Niendorf eine eigene Kirche zu bauen, die heute eine der schönsten spätbarocken, protestantischen Kirchenbauten der Hansestadt ist.


1770 entstand auch neben der Kirche die erste richtige Schule des Dorfes. Gelernt wurde nur im Winterhalbjahr, denn sommers mussten die Kinder ihren Eltern bei der Landwirtschaft helfen. „Bezahlt“ wurde der Lehrer überwiegend in Naturalien, sicherlich nicht üppig. Cord Dreyer aus Eidelstedt war einer der ersten Lehrer und hatte auch die Aufgabe als Organist, Küster und Totengräber wahrzunehmen. Wobei er gar nicht Orgel spielen konnte und also eine Hilfskraft anheuern musste. Sein Sohn Hans wurde sein Nachfolger, glücklicherweise war er auch Orgelspieler. 1899 waren die Schülerzahlen kräftig gestiegen, es wurde sogar eine 5. Klasse eingerichtet. Zur Volksschule kam auch eine Mittelschule hinzu. Heute befindet sich in dem schön renovierten und ausgebauten Schulkomplex die Anna-Warburg-Schule, an der die Hamburger Erzieherinnen ausgebildet werden. Neben der Schule lag einst Münsters Gasthof, ein beliebter Ausflugstreff, der den Bomben des 2. Weltkriegs zum Opfer fiel.


Volker Bulla führte seine 40 Teilnehmer um die Kirche herum zum Ehrenmal für die Gefallenen der Weltkriege und auf den Alten Friedhof, zu den Pastorengräbern. Der älteste Stein gehört dem ersten Pastor der Kirche, Johann Christoph Friedrich Rist (+ 1807). Die große Allee war einmal die Auffahrt zur Sommervilla der Berenberg-Gossler-Familie. Die Villa ließ der Baron 1938 kurzerhand abreißen, als die Nazis ein Auge darauf geworfen hatten.
Die ersten Gräber befanden sich einst direkt an der Kirche, noch innerhalb des Lindenkranzes, später weit im heutigen Bereich der Kollaustraße. Diese wurde 1956 erweitert. Hans Joachim Jürs, der an der Führung teilnahm und mit seinen Erinnerungen bereicherte, sagte: „Über 800 Gräber mussten verlegt werden. Für meinen Vater als zuständiger Friedhofsverwalter war das eine schwere Zeit“. Auf dem Friedhof befinden sich eine Reihe prachtvoller historischer Grabmäler von bekannten Hamburger Familien, die sich im späten neunzehnten Jahrhundert in Lokstedt oder Niendorf niedergelassen hatten. Namen wie Godefroy, Lattmann, Schinckel, Amsinck, Willink, sind alle eng mit dem aufstrebenden Wirtschaftsleben der Gründerzeit in Hamburg verbunden.


Auf dem Gelände des heutigen Gemeindehauses begann 1898 in Niendorf eine neue Zeit: Dorfschmied Struß richtete mutig das erste Elektrizitätswerk ein! Zunächst hatte er nur sieben Abnehmer und auch sonst lief das Unternehmen eher schleppend: Gar zu fortschrittlich waren die Niendorfer Bauern offensichtlich nicht gesinnt …


Gegenüber der Kirche hat 50 Jahre später mit ähnlichem Wagemut das Ehepaar Kurt und Margret Meyer sein Café eingerichtet; die Bomben hatten auch das Lokal Bellevue und den beliebten Bäcker Mähl nicht verschont. Mit großer Energie - die Meyers schleppten sogar die Ziegel eigenhändig herbei - wurde das Haus gebaut, mit süddeutschem Charme und gutem Kuchen eroberte das Ehepaar die Herzen nicht nur der Niendorfer und brachte das darniederliegende gesellschaftliche Leben wieder in Schwung. Ihre Kinder übernahmen das Café, fanden aber keine Nachfolger für den Betrieb, der vor kurzem deshalb verkauft wurde.


Im Sootbörn wurde das Künstlerhaus angesteuert. Es war ursprünglich eine Schule, 1929 errichtet im klassischen Bauhausstil. Die Schule Sootbörn ist als Mittelschule, später als Gymnasium noch vielen alten Niendorfern ein wichtiger Erinnerungsort, auch wenn sich der „Verein der Mittelschüler Niendorfs“ inzwischen aufgelöst hat. Im wachsenden Stadtteil entstanden viele neue Schulen, so diente das Haus u.a. lange Zeit als Lager für Schulmöbel. Der erste Stock des Gebäudes wurde wegen des Flughafens abgetragen. Außen ist vor einiger Zeit restauriert worden und innen werken in den Klassenräumen Hamburger Künstler und auch der Verein für Künstlernachlässe hat hier seinen Sitz. Weil gerade eine Ausstellung in der ehemaligen Aula läuft, war das Gebäude geöffnet und es kam zu einem anregenden Small Talk mit der jungen Künstlerin Inga Mommsen.


Dem Flughafen, der 1911 gegründet wurde und sich immer weiter nach Niendorf entwickelte musste auch das Quellbad Niendorf weichen. Es wurde 1920 von Joachim Sottorf angelegt, ebenso eine Gastronomie, in der die Niendorfer gerne feierten. Nach dem Krieg nahm sich der Schwimmverein Poseidon des Bades an; es wurden sogar internationale Wettkämpfe veranstaltet. 1960 wurde hier zuletzt gebadet: Die Startbahn I wurde verlängert. Fünf Jahre später bekamen die Niendorfer das Bondenwald-Bad, Poseidon zog nach Eidelstedt.


Der Neue Friedhof zwischen Sootbörn, Promenadenstraße, Alwin-Lippert-Weg und Flughafengelände wurde 1903 eingeweiht und erhielt 1906 eine von der Familie Berenberg-Gossler gestiftete Kapelle, die in ihrem neobarocken Stil mit der alten Kirche schön harmoniert. Am Zugang von der Promenadenstraße aus liegen links die Opfer der Luftangriffe und auch die Mitglieder des Vereins der Mittelschüler haben eine besondere Grabstelle gefunden.


Am südlichen Tibarg steht am neuen Brunnen seit kurzen eine Infotafel mit einer Fotochronik der Entwicklung des ehemaligen Dorfzentrums an dieser Stelle. Und wenn man durch den großen Durchgang, der einmal der Wendepunkt der Straßenbahnlinie 2 war hindurchgeht, kann der aufmerksame Betrachter einen Eindruck von der einst dörflichen Atmosphäre gewinnen: Der rotgeklinkerte Bauernhof Timm steht fast unverändert da und das Sundermann`sche Haus, das vor über hundert Jahren ein bekanntes Hotel war, grüßt mit seiner gelben Seitenfassade herüber. Ein schöner Abschluss des Sonntagsspaziergangs, der den Teilnehmern viele neue Eindrücke vermittelte und zu angeregten Gesprächen verhalf.

 

Fotostrecke in der Bildergalerie

Infostand

Spiel und Spaß beim Burgwedelfest

1.6.2013 – Dabei sein ist wichtig. Das Forum Kollau war also gleich am Tag nach der Mitgliederversammlung auch beim Burgwedelfest in Schnelsen mit einem Stand vertreten. Wie beim Tibargfest, eine Woche zuvor, fanden die Stelltafel mit Texten und Fotos zum Buch von Jürgen Frantz über die Eingemeindung Lokstedts, Niendorfs und Schnelsen sowie das speziell für diesen Teil Schnelsens entwickelte Burgwedel-Sudoku von Siegbert Rubsch das Interesse zahlreicher Besucher dieses Stadtteilfestes. Die beiden Kinder auf den Fotos erwiesen sich als geübte Sudoku-Liebhaber und lösten das Rätsel problemlos, sehr zur Freude von Barbara Ahrons, die zusammen mit Rainer Funke, Jürgen Frantz und Siegbert Rubsch den Stand des Forum Kollau betreute.

Mitgliederversammlung

Angeregte Diskussionen

Kurz vor sieben Uhr – die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren

30.5.2013 – Der neue Vorstand ist der alte, die Wahlen der zweiten Mitgliederversammlung nach Gründung verliefen schnell und alle bisherigen Vorstandsmitglieder, die sich turnusgemäß zur Wiederwahl gestellt hatten, wurden in ihrem Amt bestätigt und werden ihre Aufbauarbeit fortsetzen. Interessiert hatten die rund 20 erschienenen Mitglieder und Gäste den Jahresbericht des Vorsitzenden Rainer Funke verfolgt. Besonders erfreulich: In der anschließenden Diskussion kamen gute Vorschläge und Anregungen aus dem Mitgliederkreis zur Sprache. Deren Umsetzung wird weiter besprochen und in den nächsten Infobriefen zu lesen sein.

Aber nun muss der Vorstand erst einmal den Umzug bewältigen, der am 7. Juni stattfindet. Der freundliche Pavillon in der Schule Bindfeldweg steht mit Beginn der Sommerferien leider nicht mehr zur Verfügung. Die Postanschrift bleibt jedoch vorerst bestehen. Das Forum Kollau kann vorerst in der Schule Röthmoorweg in Schnelsen einen Raum beziehen. Ein herzlicher Dank an die Schulleiter Enno Bornfleth vom Bindfeldweg und Nico Struß vom Röthmoorweg, die uns damit die Weiterarbeit ermöglichen! Und auch den Hausmeistern sei an dieser Stelle sehr gedankt!

Sonntagsspaziergang

Auf der anderen Seite Lokstedts

26.05.2013 – Die Lokstedter sind wetterfest. Trotz kalten Dauerregens folgten über 30 alte und neue Bürger der Einladung des Forum Kollau zu einer Erkundung des Stadtteils jenseits des Zylinderviertels. 

Start war am Siemersplatz vor der Haspa. 1934 war das Rotklinkergebäude für die florierende damalige Lokstedter Gemeindesparkasse errichtet worden: Die Gemeinde Groß-Lokstedt entwickelte am Siemersplatz ihr neues Zentrum. Hier wurde bereits kleinstädtisch gebaut, an der Grelckstraße gab es noch die dörflichen Läden.

Die gut laufenden Betriebswerke bauten nach der Sparkasse ihr Gebäude, mit einem großen Schauraum (heute Feinkost Behrmann). 

Mit Hamburg verbunden war Lokstedt schon länger durch die Straßenbahnlinie 2. Zwar rechnete man nicht mehr mit einer Eingemeindung, diese kam aber dann doch plötzlich durch das Groß-Hamburg Gesetz 1937. siehe Publikationen. Lokstedt war dann nicht mehr Teil der preußischen Provinz Schleswig-Holstein, sondern wurde zum Teil von Hamburg. Auf einer Verkehrsinsel erinnert der Gedenkstein 1848 – 1998 „Up ewig ungedeelt“ noch an die Schleswig-Holsteinische Geschichte.

Der baumumstandene Siemersplatz war einst beliebtes Ausflugsziel der Hamburger. Seit 1900 entstand entlang der heutigen Kollaustraße und des Lokstedter Steindamms ein neues Wohnen und Arbeiten. Wo heute ein zweckmäßiger Büro- und Geschäftsbau steht, lud früher die Gaststätte Lindenpark die Ausflüglerein. Attraktion: die Karussells für Kinder.

Das Gebäude Lokstedter Steindamm 7 war ursprünglich eine Bäckerei. Aber recht bald entwickelte sich Gastronomie hier: vom Lokstedter Lindenhof (die Linden standen vor ein paar Jahren noch) über „Antikes“ zum jetzigen Steakhaus.

 

Vorbei an den Räumen der früheren Meierei Wolper – sie war bis 1956 in Betrieb - ging es zur Kemm`schen Keksfabrik. Die Familie Kemm, seit 1769 als Bäcker und Konditoren zunächst in Altona beheimatet, verlegten 1903 ihre Kuchen-, Keks & Zwiebackfabrik J.G. Kemm nach Lokstedt. 1995 wurde die Produktion eingestellt, der Name an eine Krefelder Firma verkauft. Noch heute kann der berühmte „Kemm`sche Kuchen“ in Nostalgiedosen gekauft werden.

In der Wiben-Peter-Straße 4 wurde Halt gemacht vor der Villa, die der Architekt Wilhelm Vollmer 1903 erbaut hat.

 

Wo früher die Baufirma Burmeister – später Wellmann – ein großes Firmengelände, Sandgruben hatte, wurde auf einer Teilfläche das Corvey-Gymnasium errichtet. Ursprünglich als Grundschule geplant, erwies sich der Standort aber damals in den 60er-Jahren durch die Konkurrenz der ebenfalls neuen Schule in der Vizelinstraße als falsch. Aber die Gymnasien hatten Raumnot und so entstand aus einer Fehlplanung ein Gymnasialstandort für Lokstedt.

 

Die Osterfeldstraße war schon früh Ort von Siedlungsgeschichte, mit einem vorgeschichtlichen Begräbnisplatz. Um 1850 herum entstand hier ein Standort für den Hamburg-Lokstedter Rennklub. Ein größeres Pferdesportgelände wurde angedacht. Es scheiterte am Grundstückserwerb, so verzog der Pferdesport nach Horn. 

Später wurden die Flächen für Sandgruben und nach deren Nutzung auch für den Hausmüll genutzt, Altlasten, die noch heute eine Rolle bei der Bebauung spielen. Hier lagen auch die 100 Meter hohen Sendemasten der NORAG und Firmen wie die Fischfabrik Gunkel und Thormälen siedelten sich hier an.

 

An der Ecke zum Offakamp stehen ältere Häuser mit kleineren Gebäuden, in den Büchern kaum beschrieben. Aber einige Teilnehmer am Stadtteilspaziergang wussten Bescheid: Es sind die ehemaligen Betriebswohnungen für die Eisenbahner des alten Güterbahnhof Lokstedt.

 

Im Offakamp machte die Gruppe einen Abstecher zum alten Standort der Müllabfuhr. Müllabfuhr wie wir sie kennen, gibt es erst seit den 50er- Jahren, vorher konnten die Grundeigentümer den Müll auch selber entsorgen. Später wurde die Fläche für die Stadtreinigung und als Recyclinghof genutzt. Jetzt steht sie leer. Die geplante Unterbringung von Flüchtlingen (die Container für sie stehen schon dort) ist durch ein gerichtliches Verfahren blockiert, wenn nicht sogar gestoppt. Hintergrund ist hier, dass die alten Bodenbelastungen der Mülldeponien im aktuellen Bebauungsplan die Nutzung von Wohnen ausschließen. Auch eine zeitlich befristete Nutzung scheint nach Rechtsauffassung des Verwaltungsgerichts daher rechtlich nicht zulässig zu sein. 

Am Nedderfeld ein kurzer Blick auf Opel Dello. Kleine Fußnote: Ernst Dello saß 1914 im Gemeinderat von Lokstedt. Weiter ging es zum Jägerlau fund dem seit 1892 in Lokstedt ansässigem Wibo-Werk zu den alten Straßenbahndepots. Gut sichtbar sind sie noch. Der Baumarkt dort will sich vergrößern, die Depots aber als Denkmal integrieren. Selbst eine alte Straßenbahn soll dort aufgestellt werden.

 

Die Brücke der Güterumgehungsbahn bildet jetzt die Grenze zu Groß-Borstel. Früher gehörte das Gebiet noch Lokstedt, erst in den 40er- Jahren wurden hier die Stadtteilgrenzen verändert. Von unten sieht man noch ein Schild „Hamburg-Lokstedt“ an den Gleisen stehen. Seit 1937 wurde die Strecke Eidelstedt- Lokstedt bedient. Die weiterführende Güterumgehungsbahn ging in den 40er-Jahren in Betrieb. Jetzt soll das Gelände des ehemaligen GüterbahnhofesLokstedt, welches zu Groß-Borstel gehört,mit Wohnungen bebaut werden.

Die Straßennahmen Bei der Pulvermühle und Am Kollauer Hof erinnern noch an die frühere Geschichte des Kollauer Hofes, an dem sich Ende des 18. Jahrhunderts die aufgeklärte Hamburger Gesellschaft traf, über die neuen revolutionären Zeiten diskutierte und sich in einem großen englischen Landschaftspark erging. Die Betriebswerke Lokstedt richteten hier ihre Werksgebäude ein. Den Abschluss des Rundgangs bildete das alte Pumpwerk der Betriebswerke.

Die Spaziergänger waren angetan: “Das waren mal ganz neue Blickwinkel auf Lokstedt“ war zu hören uns „Wir freuen uns schon auf den nächsten Spaziergang!“

Fotos Bettina Bott

Infostand

Nur mit Regenschirm zum Tibargfest

25.04.2013 – Trotz extrem nasser Witterungsbedingungen war das Tibarg-Fest alles andere als ein Reinfall. Viele Niendorfer kämpften sich tapfer – mit Regenschirmen und passender Kleidung bewaffnet – zu unserem Infostand durch, wo sie herzlich von Rainer Funke, Joerg Kilian, Jürgen Frantz, Hans Joachim Jürs, Barbara Ahrons und Volker Bulla empfangen wurden.

Neben der Schautafel zur Eingemeindung der ehemaligen Dörfer in die Hansestadt, fand das neue von Siegbert Rubsch entworfene Foto-Sudoku mit Motiven aus dem Stadtteil großen Anklang. Das Soduku wird auch auf dem kommenden Burgwedelfest – dann mit Schnelsen-Motiven – zum Einsatz kommen.

Unsere handlichen Faltblätter mit den Veranstaltungsterminen, sowie die Handzettel mit den Motiven unserer aktuellen Zeitzeugen-Kampagne werden mit großem Interesse entgegen genommen und sind oft "Türöffner" zu sehr netten Begegnungen und Gesprächen.

Die drei Plakatmotive unserer aktuellen Zeitzeugen-Kampagne (PDF, 887 KB)

Sonntagsspaziergang

Rund um die Frohmestraße

Mit vielen historischen Fotos illustriert Volker Bulla seine Spaziergänge Mit vielen historischen Fotos illustriert Volker Bulla seine Spaziergänge

28.04.2013 – Über 20 Teilnehmer starteten mit Volker Bulla zu einem Rundgang um die Frohmestraße. Dieses Jahr standen verstärkt die Geschichten der Bauernhöfe im Mittelpunkt.


Die Frohmestraße - die frühere Hamburger Straße und spätere Niendorfer Heerstraße ist weiterhin der Mittelpunkt in Schnelsen. Benannt nach dem sozialdemokratischen Reichstagsabgeordneten Karl Frohme (1850 – 1933). Wo es früher Obst, Gemüse und Konserven im Kolonialwarenladen gab, steht heute REWE. Weiter ging es zum Bornkasthof. Der alte Hof 13 in Schnelsen bestand schon vor 1585. Bis 1960 wurde Landwirtschaft betrieben. Eine Unterschriftenaktion, die Mitwirkung des Denkmalschutzamtes und die Zusammenarbeit mit einem privaten Investor, der im Haupthaus ein Steakhaus einrichtete, haben ihn als Spur des dörflichen Lebens erhalten.


Nicht mehr sichtbar ist die Landwirtschaft bei den Gebäuden Frohmestraße 19-33. 1814 wurde die damalige Eigentümerfamilie Krohn durch eine Seuche fast vollständig ausgelöscht. Hinrich Schreck erwarb den Hof. Auf dem alten Cordes Hof (zuletzt Hinrich Schreck), als halbe Hufe 4 wurde noch bis 1892 Landwirtschaft betrieben. Danach wurde das Gelände parzelliert und nach und nach bebaut, u.a. durch das Eisenwarengeschäft Barth. In der NS-Zeit waren in den Häusern 29 und 31 Zwangsarbeiter untergebracht.


Die Schnelsener Schule besteht seit 1749 an ihrem Standort Frohmestraße 42, durch Neubauten und Ergänzungsbauten 1900, 1904 und 1934 ergänzt. Im Schulgebäude wurden 1947 die noch vorhandenen Wandgemälde von Fritz Beyle, Hans Peiner, Andreas Nowak, Gerhard Fensch und Rudi Kahl angebracht. Vor der Schule liegt ein Stolperstein in Gedenken an Elisabeth Korpatsch, die 1943 in Auschwitz ermordet wurde.


Die Gastwirtschaft Doppeleiche, 1904 gegründet, musste 1966 der Autobahnbrücke mitsamt der Eiche weichen. Zumindest eine Doppeleiche soll jetzt wieder am Deckel neu angepflanzt werden: Schließlich soll Schnelsen, durch die Autobahn zerteilt, up ewig ungedeelt bleiben… Auf dem Hof 2 Maacken-Hof (Frohmestraße 59) wurde die Landwirtschaft 1953 eingestellt. Im 2. Weltkrieg zerstört erfolgte der Wiederaufbau bereits 1944. Jetzt ist der Hof Sitz einer Fensterfirma.


Wo heute das Schnelsen-Center (jetzt mit Budni) steht, befand sich einst das Landhaus Wähling. 1633 betrieb hier die Familie Warncke die Landwirtschaft, 1702 erwarb die Familie von Appen den Hof, 1889 folgte der spätere Gemeindevorsteher und Kiesgrubenunternehmer Heinrich Wähling. Für seine Tochter Mathilde wurde 1912 der Gasthof zur Friedenseiche gebaut. Die Reste des Hofes wurden 1983 für das Schnelsen-Center abgerissen. Vor dem Schnelsen-Center steht seit 2010 der Schnelsener Wappen-Stein. Die Interessengemeinschaft Herz von Schnelsen hat in Zusammenarbeit mit Wolfgang Burmester (Schnelsen-Archiv) das Logo entworfen und mit Hilfe von Sponsoren auf einem Findling verewigt.


Auf dem Marktgelände am Freizeitzentrum Schnelsen endete die Straßenbahnlinie 2. Von 1912 bis 1978 verband sie Schnelsen mit Niendorf, Lokstedt und der Hamburger Innenstadt und fuhr bis Horn und später nach Wilhelmsburg. Die Wählingsallee und größere Flächen waren vor dem 1. Weltkrieg Teil eines militärischen Nachrichtenparks. Das alte Denkmal am Kriegerdankweg wurde 1925 eingeweiht. Nach intensiven öffentlichen Diskussionen unter den Schnelsenern wurde es 1966 grundlegend umgewandelt und trägt die Inschrift Zum Gedenken der Opfer von Krieg und Gewalt 1914-1918 und 1939-1945.

 

Nach dem 2. Weltkrieg erhielt Schnelsen eine eigene Kirche: Die Adventskirche wurde 1949 eingeweiht. Der Architekt Otto Bartning gilt als Begründer des modernen protestantischen Kirchenbaus sowie (neben Walter Gropius) als Mitbegründer der Bauhaus-Idee.


Durch die Fußwege der Schiffszimmerergenossenschaftshäuser ging es zum Riekbornweg. Hier hat der 1921 gegründete Verein Germania Schnelsen eine Spielstätte. Schräg gegenüber organisierte Werner Otto ab 1949 sein Versandgeschäft. Der Otto-Versand zog 1959 nach Hamburg-Hamm um.


Der Rundgang endete am Standort der alten Molkerei an der Frohmestraße/ Ecke Oldesloer Straße. Schnelsen war noch dänisch, als 1841 die Fernstraße nach Lübeck angelegt wurde. Nr. 37 war der Standort der Molkerei, jetzt steht hier ein Geschäftsgebäude aus den 1960er-Jahren.

 

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Führung

Die Niendorfer Kirche am Markt besser kennenlernen

Niendorfer Kirche besser kennen lernen: Hans-Joachim Jürs begrüßt die Teilnehmer Niendorfer Kirche besser kennen lernen: Hans-Joachim Jürs begrüßt die Teilnehmer

21.04.2013 – Zur zweiten Kirchenführung erschienen zur Freude des Forum Kollau rund 80 Wissensdurstige und Entdeckerfreudige! Darunter waren mit ihrem Vorsitzenden Helmuth Barth etwa 30 Mitglieder des Hamburger Denkmalvereins.  Pastor Erik Thiesen, der sich seit über 20 Jahren als zugereister Angeliter intensiv mit der Historie seine Kirche und des Stadtteils auseinandersetzt, berichtete über die ersten Planungen des Kirchenbaus, der die Gemeinde stärken und ein ständiges Geplänkel über Zuständigkeiten zwischen dem dänischen König und den Hansestädtern beenden sollte. Baubeginn war im April 1769, im November 1770 wurde bereits der erste Gottesdienst gefeiert.

 

Hans Joachim Jürs referierte ausführlich zur nicht endgültig geklärten Frage nach dem Architekten und Baumeister: „Der oft genannte Cay Dose, der die ebenfalls achteckigen Kirchen in Brande-Hörnerkirchen und Rellingen entworfen und gebaut hat, ist bereits 1768 gestorben. Im Grundstein unserer Kirche ist der Name des Baumeisters Heinrich Schmidt verzeichnet. Es kann also vermutet werden, dass er sich nach Plänen von Cay Dose gerichtet hat, ihn vielleicht sogar gekannt und unter ihm gearbeitet hat. Leider ist nichts weiter über Heinrich Schmidt bekannt“.

 

Jedenfalls entstand in kurzer Bauzeit ein im Zeitgeschmack hochmoderner achteckiger Bau. In der schlichte, aber anziehenden Dorfkirche wirkte der erste  Pastor Johann Christoph Friedrich Rist über dreißig  Jahre lang. Seine Predigten zogen auch Hamburger Ausflügler an, die sonntags freie Natur und geistige Erbauung suchten. Rist war ein hochgelehrter und ungemein fleißiger Mann. Neben seiner pfarramtlichen Tätigkeit war er auch Schulinspektor der Grafschaft Pinneberg – eine große Aufgabe, die die Niendorfer Pastoren noch  bis Anfang des 20. Jahrhunderts innehatten.

 

Der schöne spätbarocke Innenraum der Kirche wird bald noch schöner „erstrahlen“: Der Niendorfer Architekt Matthias Hein erläuterte das neue Lichtkonzept. Eine energiesparende LED-Strahlertechnik wird die harten Leuchtstoffröhren rund um die Galerie ablösen. Die Kuppel, die mit ihren schwungvollen Ornamenten fast immer im Dunklen liegt,  wird wieder  barock-festlich ausgeleuchtet sein, Moses und Johannes, Taufengel, Kanzel und Orgel werden plastischer herausgehoben. „Die Chorsänger auf der Empore und alle, die im Kirchenraum sitzen,  werden die Texte im Gesangbuch noch besser lesen und mitsingen können!“ verspricht Matthias Hein.

 

„Steine werden lebendig durch Menschen“, sagte Erik Thiesen. So erzählte Hans Joachim Jürs diesmal von seiner Familie:  Der erste Jürs begann 1803 als Totengräber. Bald kam auch Blumenschmuck dazu, der in eigener Gärtnerei gezogen wurde. So entwickelten sich zwei Zweige der Familie, das Bestattungsunternehmen und Blumengeschäfte. Der dritte Zweig begann um 1900 zu wachsen:  Der Vater und später Bruder Kurt von Hans Joachim Jürs waren langjährige Friedhofsverwalter des Alten Niendorfer Friedhofs. Er selbst wurde Architekt, ist seinem Niendorf in vielen ehrenamtlichen Funktionen treu verbunden. Er gehört zu den Gründungsmitgliedern des Forum Kollau.

 

Einen Teil der Besucher zog es nach den Vorträgen unter Führung von Pastor Thiesen auf den Dachstuhl, der die Bombennächte 1943 fast unbeschadet überstanden hat. Andere folgten Volker Bulla, dem „Spaziergänger“ des Forum Kollau,  zu einem kurzen Gang über den Alten Friedhof, wo unter  historisch wertvollen Grabmälern und Gruften bedeutende Namen der Hamburger Gesellschaft und Wirtschaft zu finden sind. Beim Gedenkstein für Pastor Rist auf dem „Pastorenfriedhof“ endete die Kirchenführung.

 

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Lesung

Maren Meisel liest aus Berthas Haus

15.03.2013 – Maren Meisel nahm 25 Zuhörer mit auf eine Reise in die gar nicht so lange zurückliegende Vergangenheit. Sie beschreibt in ihrem Buch „Berthas Haus“ das Leben ihrer Großmutter, die ihre Familie – vor allem die Schwiegertöchter! -  mit Strenge durch die Nachkriegszeit führte und in Niendorf am äußersten Rand im Norden ein Spitzdachhaus mit großem Nutzgarten baute.

 Hier wurde in der sog. „schlechten Zeit“ noch das Schwein geschlachtet und im Keller verarbeitet, unendliche Mengen von Obst und Gemüse eingemacht und alle mussten mit anpacken. Das Haus, das nach dem Krieg vielen Menschen in oft drangvoller Enge  eine Zuflucht bot, wird heute noch von der Familie bewohnt.

 Es liegt ganz in der Nähe vom Ort der Lesung, dem Büchereck Niendorf Nord, das im heute dicht bebauten Quartier der 80-er Jahre zu einem kleinen Kulturtreff geworden ist.

 Die Schilderungen der Alltagsgeschichten um Bertha weckten auch bei den Zuhörern viele Erinnerungen, die es wert sind, einmal festgehalten zu werden, sei es in literarischer Form oder mit Zeitzeugen-Interviews auf Videos. Das Forum Kollau wird demnächst damit beginnen.

32. Lokstedter Abend

Anekdoten und Steckrüben

15.02.2013 – Deftig und herzhaft – passend zum Lokstedter Nationalgericht – waren auch die Geschichten der diesmal drei Vortragenden, die ihre persönlichen lokalen Erlebnisse der Vorkriegs-, Kriegs- und Nachkriegszeit zum besten gaben. Wie auch im vergangenen Jahr, veranstaltete das Bürgerhaus Lokstedt den Abend in Kooperation mit dem Forum Kollau. Die etwa 40 Plätze waren rasch ausverkauft. Nach einem Grußwort des Hausherrn Jörg Fischlin, führte Joerg Kilian durch den Abend.

Hans Münster eröffnete mit einigen Anekdoten rund um den Siemersplatz. Als Beweis für einen Kugelblitz, der in die Hochleitung der Straßenbahn gefahren war, wurde ein gänzlich verschmorter Erdbrocken herumgereicht. Die kostbare Trophäe roch selbst nach vielen Jahrzehnten noch nach Pech und Schwefel.

Vor dem Essen vergnügte Klaus Knuth mit einigen – oft auf Plattdeutsch vorgetragenen – Anekdoten und Erinnerungen das Publikum. Bei einigen Anwesenden kam mit den teilweise sehr intimen Betrachtungen sicherlich Nachdenklichkeit und etwas Wehmut über die als sehr unbekümmert erlebte Kindheit auf.

Der Steckrübeneintopf war große Klasse – ebenso die rote Grütze! Viele verlangten Nachschlag … Dann kam die Premiere von Horst Kilian (dem Vater des Moderators). Seine teilweise sehr deftigen Erzählungen über eine Kriegskindheit zwischen Kiesgruben und Bombenalarm sorgten beim Publikum für einige Schenkelklopfer.

Filmclip der Lesung von Horst Kilian

Ausführlicher Bericht bei Lokstedt online
Die Geschichten des Abends als PDF herunterladen

Dia-Vortrag

Niendorf jetzt und einst

15.02.2013 – Volles Haus bei „Niendorf jetzt und einst“, dem Dia-Vortrag von Hans Joachim Jürs. Er hielt ihn diesmal wieder im Bürgerhaus Niendorf, das vor genau zwei Jahren der Ort der Gründungversammlung des Forum Kollau war. Die 85 Karten wurden blitzschnell über das Niendorfer Wochenblatt verkauft. Erfreulich: Unter den Besuchern waren sehr viele Neubürger, die den Vortrag zum ersten Mal sahen und dabei auch das Bürgerhaus kennenlernten. Hans Joachim Jürs stammt aus einer der ältesten Familien Niendorfs und hütet einen Schatz, den er bereits dem Forum Kollau übereignet hat: Eine umfangreiche Sammlung von Fotos aus dem alten Niendorf. Sein Bruder Kurt, langjähriger Verwalter des Niendorfer Friedhofs, hatte die Sammlung begonnen, auch selbst fotografiert. Dazu kam der Fundus des Lehrers Max Möller, der unter anderem die Kriegsschäden dokumentierte. Daraus entstanden die beliebten Dia-Vorträge, die viele Male von Kurt Jürs gehalten wurden. Nach seinem Tod 2002 hat Hans Joachim Jürs diese Aufgabe übernommen.

 

Die alten Aufnahmen haben einen besonderen Reiz, weil Jürs immer mit Fotos der heutigen Situation beginnt und mit den historischen Aufnahmen, darunter auch sehr alte Postkarten, endet: So können die Veränderungen von den „neuen“ Stadtteilbewohnern, die keine Vorstellung vom Niendorf des vorigen Jahrhunderts haben, nachvollzogen werden. Dass die alten Niendorfer dabei gern in Erinnerungen schwelgen und mit so manchen Einwürfen für Lacher sorgen, versteht sich.

 

Fotostrecke

Buchvorstellung

Drei Dörfer kommen zu Hamburg

17.01.2013 - Das Interesse war groß, als Autor Jürgen Frantz im November vergangenen Jahres den turbulenten Eingemeindungsprozess der ehemaligen Dörfer Lokstedt, Niendorf und Schnelsen in die Hansestadt erstmalig in der Bücherhalle Lokstedt zum Besten gab.

 

So bot das Forum Kollau seinen Vortrag nun auch in der freundlichen Bücherhalle Schnelsen an. Etwa 25 Zuhörer fanden sich ein und nahmen regen Anteil am Abwehrkampf der engagierten Wutbürger vor über 80 Jahren. An einer Schautafel ließen sich die  jeweiligen neuen Gebietsordnungen gut nachvollziehen und die damaligen Akteure betrachten.

 

Das reich illustrierte Buch Lokstedt-Niendorf-Schnelsen, Drei preußische Landgemeinden werden Hamburger Stadtteile kostet 7,90 Euro und ist im lokalen Buchhandel erhältlich oder beim Forum Kollau direkt zu bestellen.

 

Publikationen

Geschichtsstunde

Forum Kollau macht Schule

14.01.2013Premiere der besonderen Art: das Forum Kollau ging zum ersten Mal in eine Schule. Sozialpädagogin Inken Stefany hatte sich eine Niendorf-Geschichtsstunde für ihre zwölf Schüler im Rahmen der Nachmittagsbetreuung an der Stadtteilschule Niendorf in der Paul-Sorge-Straße gewünscht.

 

Für Ex-Schulleiter Siegbert Rubsch aus unserem Vorstand war das eine schöne Gelegenheit, mal wieder zu unterrichten. Die Sechstklässler definierten Niendorf auf alten und neuen Karten und konnten wichtige Straßenzüge damals und heute nachvollziehen. Sie staunten, als ihnen die Bevölkerungsentwicklung mit ihrem enormen Sprung nach 1945 auf einer selbst angelegten Grafik klar wurde. Kurz konnte in diesem Zusammenhang noch auf die neuen Straßennamen und das Denkmal für die Widerstandskämpfer der Nazizeit in Niendorf-Nord eingegangen werden, dann war die kleine Expedition in die Historie ihres Stadtteils schon vorbei.

 

„Das war eine tolle Unterrichtsstunde. Auch ich habe allerhand lernen können“, sagte Inken Stefany und freute sich, dass ihre Schüler konzentriert mitarbeiteten und interessiert bei der Sache blieben.