Berichte 2011-2012
Buchvorstellung
Vor 85 Jahren kamen Wutbürger zur Sache
15.11.2012 – Die preußischen Städte Altona, Wandsbek und Wilhelmsburg strebten noch nach dem ersten Weltkrieg eine Vereinigung mit Hamburg an. Aber im Jahre 1924 änderte das preußische Altona seine Zielrichtung und zeigte unter dem im März 1924 gewählten jungen Oberbürgermeister Max Brauer Gelüste auf eine Eingemeindung aller umliegenden pinnebergischen Gemeinden nach Altona.
Dieses Bestreben richtete sich auch auf die Landgemeinde Lokstedt: Hier gab es vor den Toren der Hansestadt interessante Neuansiedlungen. Gerade war das Zylinderviertel fertig geworden, das zusammen mit den vielen gut gehenden Gärtnereien und Gewerbebetrieben ordentliche Steuern zahlte. Es gab bereits elektrische Straßenbeleuchtung, die Straßenbahn und vor allem viel Fläche für neue Wohnbebauung. Altonas Hafen pulsierte, die Industrialisierung nahm zu, man brauchte Platz für den Gewerbe- und Wohnungsbau.
Unter dem Oberbürgermeister Max Brauer wurde ein Werbeausschuss gebildet, der die Eingemeindung betreiben sollte. Aber die Lokstedter reagierten – als einzige der pinnebergischen Landgemeinden - mit einem Abwehrausschuss und kraftvollen verbalen Attacken: „ …die Altonaer Steuerlasten werden uns erdrücken! Unser Geld geht nach Altona ohne jede Gegenleistung. Lokstedter! Seid auf der Hut!“
Man rief zur Urabstimmung auf und nur ganze 9 Lokstedter waren bereit, Altonaer zu werden, 3192 waren dagegen. Im Jahr 1927 wird nach langem Hin und Her mit der preußischen Regierung in Berlin Lokstedt als einzige von 10 Gemeinden endgültig vor Altona „gerettet“ und durch das preußische Unterelbegesetz mit Niendorf und Schnelsen vereinigt. Wieder zehn Jahre später ist die Hansestadt Hamburg bereits „Führerstadt“ und soll ihre Wirtschafts- und Finanzkraft ausbauen. Hitler befindet anlässlich einer Elbefahrt mit der „Jan Molsen“ beim Blick auf die Staatsgrenze zwischen Hamburg und Preußen: „Da genügt ja ein Federstrich!“ und die Stadt Altona wird – zusammen mit den Städten Harburg-Wilhelmsburg, Wandsbek und 27 preußischen Landgemeinden im Umfeld - durch das Groß-Hamburg -Gesetz in die Hansestadt einverleibt.
Die Lokstedter, Niendorfer und Schnelsener waren nun Hamburger – und die meisten von ihnen waren damit auch ganz zufrieden. An demokratische Gegenwehr war diesmal sowieso nicht zu denken.
Jürgen Frantz, Autor der ersten Publikation des Forum Kollau, schilderte vor rund 40 Zuhörern in der Bücherhalle Lokstedt den Eingemeindungsprozess mit seinen komplizierten und spannungsreichen politischen Zusammenhängen. Es gab angeregte Diskussionen und – wie ein Teilnehmer der Veranstaltung sagte – ein bisschen mehr Verständnis, warum die Lokstedter, Niendorfer und Schnelsener zwar ganz gern Hamburger sind, aber doch über einen ganz speziellen Lokalpatriotismus verfügen …
Sonntagsspaziergang
Auf historischen Wegen durchs Niendorfer Gehege
07.10.2012 - Fast 100 Spaziergänger fanden sich, wetterfest ausgestattet, an der Niendorfer Kirche ein, um von hier aus das Gehege neu zu entdecken. Eingeladen hatte das Forum Kollau zusammen mit Pro Niendorfer Gehege. Landschaftsarchitekt Herwyn Ehlers, Architekt Hans Joachim Jürs und Förster Sven Wurster führten nicht nur sach- und fachkundig sondern auch stimmgewaltig in zwei Gruppen. Erfreulich, dass viele junge Leute dabei waren.
Das Niendorfer Gehege, in der Nachkriegszeit von der Hansestadt nach und nach erworben und für die Allgemeinheit geöffnet, erscheint bei flüchtigem Hinsehen als ein großes, zusammenhängendes „Waldstück“. Aber es ist einst aus mehreren kleinen Wäldern und vor allem aus sechs großen Parkanlagen entstanden, die mit den dazugehörigen Villen und Landsitzen von betuchten Hamburger Kaufleuten gegen Ende des 19. Jahrhunderts bebaut wurden. Die Strukturen der Englischen Gartenanlagen sind teilweise noch gut zu erkennen, die Häuser erzählen noch ihre Geschichte.
Erster Anlaufpunkt: die große Wiese hinter dem Friedhof, im Sprachgebrauch als „Hundewiese“ bekannt. Begrenzt von geordnet gepflanzten großen Bäumen lag sie vor dem herrschaftlichen Landhaus der Familie von Berenberg-Gossler. Als Freiherr Cornelius von Berenberg-Gossler 1934 erfuhr, dass die Nazis hier ein NS-Schulungsheim planten, ließ er den 1881 errichteten Sommersitz kurzerhand wegen „Baufälligkeit“ abreißen… Wertvolle alte und in Norddeutschland exotisch anmutende Bäume, die einst aus Amerika importiert wurden und dekorativ den Landschaftsgarten schmückten, haben die Zeiten überlebt, z.B. Amerikanische Eichen wie Roteiche, Sumpfeiche, sowie Esskastanien und Traubenkirschen.
Dem Gossler Park schließt sich am Bondenwald 56 der Park des Postpferdehalters Max Puls an Auf einem 2,7 ha großen Grundstück, von insgesamt 8,6 ha eigenem Grundstück, ließ er 1913 eine repräsentative Villa (heute Elim- Mutterhaus) bauen, einer der letzten herrschaftlichen Bauten in Hamburg vor dem Ersten Weltkrieg. Die erhaltene rückwärtige Gartenanlage im Stil der Reformarchitektur nach den Plänen des Berliner Gartenarchitekten Erwin Barth, der auch als erster Professor für Gartenkunst bekannt wurde, ist zusammen mit der seit 2006 unter Denkmalschutz stehenden Villa als eines der letzten, wenn nicht als das letzte geschlossene Ensemble dieser Art erhalten. Der Park wechselte mehrfach den Besitzer, bis er 1957 vom Diakonissenhaus Elim gekauft wurde. Vor ihrem großen Rondeel wurde ab 1960 das moderne Alten- und Pflegeheim Elim errichtet. Das Torhaus und die Allee wurden dazu abgerissen. Nach mehreren Versuchen durch das Elim den historischen Park zu bebauen, der jüngste erst vor wenigen Wochen, läuft nun ein Verfahren auch den Park endgültig unter Denkmalschutz zu stellen.
1875 baute sich der Viehkommissionär Claus Bolten ein großzügiges Fachwerkhaus mit Reetdach, (Niendorfer Gehege 32), im Stil eines niedersächsischen Bauernhauses, das immer als Einfamilienhaus genutzt wurde. Gleich daneben, Niendorfer Gehege 34, errichtete der gleiche Bauherr 1890 seinen „Herrensitz“ im Stile der „Phantasiegotik“ (lt. Denkmalschutz). Bolten ließ um seine Häuser einen großen Park anlegen, der aber heute nicht mehr zu erkennen ist. Er nannte seinen Besitz „Eicheneck“. H. P.E. Brettschneider, ein Hamburger Handelsherr, erwarb den Besitz 1910, kaufte Wiesen und Äcker hinzu, bis 1928 aus acht ha 28 ha geworden waren. Der Brettschneidervilla, nach dem Zweiten Weltkrieg im Besitz der Hansestadt unter Verwaltung der SAGA, stand lange leer und verfiel. Mitte der 80-er Jahre drohte der Abriss. Durch Einsatz der Kommunalpolitik, insbesondere von Kurt Behrens (+ 2009) gelang die Umwandlung in Eigentumswohnungen. Höhepunkt für die Teilnehmer des Spaziergangs: Herbert Marwede, ein Bewohner und Mitglied von Pro Niendorfer Gehege, öffnete die Haustür und die wunderschön restaurierte achteckige Eingangshalle konnte bewundert werden.
Gleich gegenüber, Niendorfer Gehege 31, liegt die Mercksche Villa, 1903 vom Direktor der Hamburg-Amerika-Linie, Theodor Merck im englischen Landhausstil in Auftrag gegeben. Architekt war Ernst. P. Dorn. Auch sie wurde nach dem Krieg von der Hansestadt verkauft, dann aufwendig restauriert und modernisiert. Von der Straße aus ist sie heute verdeckt durch einen hohen Zaun, eine Konzession der Stadt an die heutigen Bewohner, die Familie des Filmstars Til Schweiger, die hier seit 2003 zuhause ist.
Das Haus für das Dienstpersonal der Familie Merck gleich nebenan und lange leerstehend, hat in diesem Jahr glücklicherweise neue Nutzer gefunden: Eine Mädchengruppe der Pfadfinder richtet sich gerade dort ein. (Niendorfer Gehege 27). Das ebenfalls zum Ensemble gehörende Gärtnerhaus direkt an der Straße Niendorfer Gehege fiel vor einigen Jahren einem Brand zum Opfer und wurde anschließend abgerissen.
Der ehemals über 48 ha große Park reichte vom Bondenwald im Osten, der Straße Niendorfer Gehege im Norden und Westen bis an den ehemaligen Eidelstedter Kirchenweg. Noch in Sichtweite der Merck Villa finden sich nahe dem Wildgehege Reste einer alten Grotte aus rund angeordneten Findlingen. Der größte Stein wurde 1905 beim Bau des Atlantik Hotels an der Alster ausgegraben und Merck ließ sie sich von acht Pferden gezogen in seinen Park transportieren. Ob er besondere Beziehungen zur Alster, zum künftigen Hotel hatte oder ob er einfach nur für große, dekorative Steine oder Thingstätten – durchaus im Zeitgeschmack - schwärmte, darüber darf spekuliert werden.
Vor dem Wildgehege gabs von Förster Sven Wurster einen kleinen Exkurs über das Brunstverhalten des Damwildes, das sich seit 1975 hier wohlfühlt und als besondere Attraktion des Niendorfer Geheges von den großen und kleinen Besuchern geliebt wird. Aber es gibt hier auch noch Rehwild, das in Freiheit lebt und gern so manchen Garten heimsucht – auch in einer Großstadt wie Hamburg nicht ungewöhnlich. Neben dem Wildgehege liegt das sogenannte „Verlobungshaus“ (Bondenwald 108), das einst zur Mutzenbecher Villa gehörte und den Jungverheiraten der Familie als Sommerfrische diente. Heute wird das als Denkmal erkannte schöne Haus von der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald genutzt und demnächst hoffentlich auch das Büro der Försterei beherbergen.
Ein paar Schritte weiter - der Alleeweg ist noch gut zu erkennen – standen die Spaziergänger vor der Mutzenbecher Villa, Niendorfer Gehege 110 a. Der Sommersitz des Generaldirektors und u.a. Gründers der Albingia-Versicherung, H.F. Mutzenbecher, wurde 1900 von Erich Elingius im Stil der gründerzeitlichen Landhausarchitektur gebaut. Auch die späteren Erweiterungsanbauten nahm der renommierte Hamburger Architekt vor. Der ehemalige Park mit Teich zum Bootfahren, Rosengarten, einem inzwischen abgebrochenem Gärtnerhaus am Parkplatz bei der Försterei, markanten Bäumen wie Blutbuche und Ess-Kastanien ist noch gut zu erkennen. Das Haus teilte das Schicksal der meisten Villen im Gehege: Es kam nach dem Krieg in den Besitz der Hansestadt, wurde in der ersten Zeit der Wohnungsnot von vielen Menschen bewohnt. Die Instandhaltung erfolgte – eher notdürftig - durch die SAGA. Trotzdem ist das Haus besser erhalten, als es auf den ersten Blick scheint und wurde 2007 unter Denkmalschutz gestellt. Aktuell soll es verkauft werden, wobei eine wald- und naturverträgliche Nutzungsmöglichkeit im Vordergrund steht.
Der Hoffnung, dass es für dieses Zeugnis der Niendorfer Geschichte bessere Lösungen als den Abriss gibt, gaben Herwyn Ehlers und Hans Joachim Jürs deutlich Ausdruck: „Naturschutz ist nötig – Kulturschutz aber auch“ und sprachen damit den Spaziergängern aus dem Herzen.
Infostand
Schnelsen-Fest
23.09.21012 – Das Forum Kollau war nach dem Tibargfest, dem Burgwedelfest und der Lokstedt Rallye auch auf der vierten zentralen Stadtteil-Veranstaltung mit einem Info-Stand vertreten. Den verkaufsoffenen Sonntag nutzen viele Einheimische zu einem Bummel über die Frohmestraße. Wiederum zog die Stelltafel „Wie wir Hamburger wurden“ mit Ausschnitten, Fotos und Graphiken zum Buch von Jürgen Frantz die Aufmerksamkeit zahlreicher Besucher auf sich, teils aus geschichtlichem Interesse, teils wegen eigener Erinnerungen oder der Erzählungen von Eltern. Insgesamt verkaufte Siegbert Rubsch, der den Stand betreute, zehn Exemplare des Buches. Daneben animierte er auch zahlreiche Besucher, sich an einem der Puzzles mit Schnelsener Motiven zu versuchen.
Höhepunkt der Aktivitäten des Forum Kollau war der Stadtteilspaziergang mit Volker Bulla. Die 25 Teilnehmer erfuhren eine Menge über den Bornkasthof, die ehemalige Meierei, die Anfänge des
Otto-Versands im Riekbornweg, das Denkmal am Kriegerdankweg, die Endhaltestelle der Straßenbahnlinie 2 bzw. 22, die Schule Frohmestraße und einen Stolperstein in der Frohmestraße. Anders als beim
ersten Rundgang am 9.September konnte die Gruppe diesmal sogar die Schule betreten und die Wandzeichnungen im Treppenhaus bewundern. Auch hier hieß es: „Bitte weitermachen mit den historischen
Spaziergängen!“
Sonntagsspaziergang
Rund um die Frohmestraße in Schnelsen
09.09.2012 – Stadtteilspaziergang Schnelsen neu entdecken wollten rund 20 Teilnehmer und folgten Volker Bulla rund um die Frohmestraße, die ihren Namen 1947 bekam, vorher sieben Jahre Niendorfer Heerstraße und davor Hamburger Straße hieß. Karl Frohme (+ 1933) war zu Anfang des 20. Jahrhundert Reichstagsabgeordneter der SPD für Altona-Stormarn, später für Schleswig-Holstein, schrieb für das Hamburger Echo, lebte lange in Eimsbüttel.
Im reetgedeckten Bornkasthof, der bereits Mitte des 16. Jahrhunderts eine Bauernstelle war, wird das dörfliche Schnelsen lebendig; 1991 wurde hier der „Einkaufstreff am Bornkasthof“ eingeweiht. Die Geschäfte stehen heute leider weitgehend leer, die einstige Perle im Geschäftsleben der Frohmestraße wartet auf ihre Wiedererweckung. Dahinter lag einmal der Dorfteich, der seit 1789 verzeichnet ist und erst 1965 zugeschüttet wurde. Ecke Oldesloer Straße stand einst eine Molkerei, von der Volker Bulla alte Fotos mit dem Arbeitsleben von einst mitgebracht hatte. Am Rieckbornweg entstehen demnächst sozial geförderte Wohnungen. Dafür muss das bisherige Gewerbegebiet umgewidmet werden.
Siehe auch http://www.hamburg.de/stadtplanung-eimsbuettel/bauleitplanung/bplaene-im-verfahren/3519308/schnelsen-91.html.
Gegenüber auf dem Gewerbehof liegt die Keimzelle des Ottoversandes, dessen Aufstieg nach dem Krieg hier begann. Bereits 1912 wurde der Schnelsener Fußball-Club gegründet, der sich im 1. Weltkrieg höchst patriotisch in Fußballclub Germania Schnelsen umbenannte. Schon im Mai 1945 kam es zur Vereinigung mit dem Turnverein Schnelsen und damit zum Namen TuS Germania Schnelsen.
Am Sportplatz vorbei durch grüne Wege entlang einer der ersten Wohnanlagen, die nach dem Krieg entstanden, der Schiffszimmerersiedlung, ging es zur Adventskirche von 1956, entworfen von Otto Bartning einem der Begründer des Bauhauses. Ab 2005 wurden auf dem großzügigen Kirchengrundstück Wohnungen gebaut. Dafür musste das Gemeindezentrum weichen. Nicht weit von der Kirche steht im Kriegerdankweg ein schlichtes Denkmal. 1925 wurde hier der 157 Gefallenen aus dem Dorf gedacht. „ Die Opfer von Krieg und Gewalt mahnen uns. Sorgt ihr im Leben dass Frieden werde“ lautet die Inschrift im Gedenken an die Jahre 1914-18 und 1939-45. Errichtet wurde es in der jetzigen Form 1967 von Schnelsener Bürgern und Vereinen. Ein Areal von 20 Hektar vom Kriegerdankweg bis hinunter zur Frohmestraße wurde 1917 als Militärnachrichtenpark eingerichtet. Zehn große Holzschuppen dienten als Lager für Militärautos, Telefonanlagen und allerhand militärisches Zubehör. Darauf sollte später ein Gewerbepark entstehen, aber daraus wurde nichts. Das Freizeitzentrum Schnelsen ist mit großem Einsatz Schnelsener Bürger erkämpft worden. „Wir fordern alle – für Schnelsen eine Halle“ wurde des Öfteren seit 1974 lautstark intoniert und beharrlich daran gearbeitet. 1990 wurde das Stadtteilkulturzentrum eröffnet, und zwar auf dem Gelände der ehemaligen Straßenbahnkehre Linie 2, die von hier aus zu ihrer letzten Fahrt am 1. Oktober 1978 startete. Seit 1907 hatte sie die Schnelsener über Niendorf und Lokstedt bis zum Rathausmarkt befördert. Mit ihr war Schnelsen auch ein beliebtes Ausflugsziel im Grünen für die Städter geworden.
Münsters Gasthof stand auf dem Gelände des heutigen Schnelsen Centers Ecke Wählingsallee. Man blickte stadteinwärts auf eine „Friedenseiche“ und auch eine Doppeleiche gab es als Sinnbild für die Unteilbarkeit Schleswigs und Holsteins. Ein großer Feldstein mit einem „wappenartigen“ Logo grüßt hier jetzt die Passanten, gestiftet von einem Ehepaar, der Interessengemeinschaft Herz von Schnelsen und dem Schnelsen-Archiv. Das Wappen erinnert symbolisch an die dänische und holsteinische Zugehörigkeit in der Vergangenheit. Es enthält auch das Hamburger Stadtwappen und verweist damit auf die Eingemeindung Schnelsens vor 75 Jahren. Von hier aus blickt man zur Autobahn, deren geplante Überdeckelung den Stadtteil in den nächsten Jahren stark beschäftigen wird. „Dann wächst Schnelsen hier auch wieder zusammen und wir sollten gleich wieder eine Doppeleiche mit Up ewig ungedeelt-Stein pflanzen“, flachste Hansjoachim Jürs unter dem Beifall der Spaziergänger. Letzte Station war die Schule Frohmestraße, in der einige Teilnehmer schon die Schulbank gedrückt hatten. Die Schule wurde vermutlich 1749 gegründet. 1947 entstand das große, bereits liebevoll restaurierte Wandbild von Fritz Beyle, das für alle Schüler damals und heute zum Schulalltag gehört. Zum Schluss verwies Volker Bulla auf den Stolperstein auf dem Gehweg. Er ist Elisabeth Korpatsch gewidmet, die hier zur Schule ging und 1943 in Auschwitz umkam, weil sie aus einer Sinti-Familie stammte. Knapp zwei Stunden dauerte dieser Schnelsen-Spaziergang, der erste seiner Art überhaupt. Die Spaziergänger gingen angeregt und zufrieden nachhause: „Schön, dass Sie sowas machen!“
Fotos S. Rubsch
Infostand
Spiel und Spaß bei der Lokstedt Rallye
08.09.2012 - Etwa 70 Gäste besuchten während der Lokstedt Rallye den Pavillon des Forum Kollau auf dem Gelände des Bürgerhauses Lokstedt und erwarben sich hier für ihr Rallye-Heft einen Stempel. Diesen gab es jedoch erst, wenn man eines der 12 Puzzle mit Lokstedt-Motiven zusammengefügt hatte. Die Puzzles hatten unterschiedliche Schwierigkeitsgrade, so dass auch Ungeübte die Aufgabe lösen konnten. Zahlreiche Teilnehmer zeigten auch reges Interesse an unserer Stelltafel „Wie wir Hamburger wurden“ und ließen sich von Jürgen Frantz Einzelheiten der für Lokstedt so bedeutenden geschichtlichen Daten, des preußischen Unterelbegesetztes und des Groß-Hamburg-Gesetzes, erläutern. Da auch Petrus ein Einsehen hatte und den Regenwolken während der Rallye einen Umweg um Lokstedt herum verordnete, war es eine rundherum gelungene Veranstaltung.
Spaziergang
Rund um den Tibarg
05.08.2012 – Stadtteilspaziergang In der zweiten sommerlichen Erkundungstour des Forum Kollau führte Vorstandsmitglied Volker Bulla die 26 Teilnehmer zu 10 historischen Orten rund um den Tibarg. Das ehemalige Bauerndorf war schon im 19. Jahrhundert für Städter interessant: Gern machte man hierher Ausflüge und fand Unterkunft im „Parkhotel“ (Tibarg 13), das um 1930 die Gärtnerei Sundermann wurde und nach dem Krieg in einem Vorbau gar ein Kino, die „Palmenspiele“, beherbergte (heute Drogeriemarkt Rossmann).
Die einst herrschaftliche Lippertsche Villa (zwischen Garstedter Weg und Tibarg) stand kurz nach 1700 in einem Parkgelände und wurde zweihundert Jahre später der Sitz der Gemeindeverwaltung der damals dänischen, später preußischen Landgemeinde (heute Diakonie). 1966 wurde das Ortsamt Lokstedt in Dienst genommen und ist bereits heute schon Geschichte: Die Ortsämter sind aufgelöst. Aber das lokale Parlament tagt hier regelmäßig und öffentlich und kümmert sich um die Belange von Niendorf, Lokstedt und Schnelsen. Das moderne Kunstwerk „Gefüge“ am Eingang symbolisiert den Zusammenhang von Politik, Verwaltung und Bürgern.
Die Fett'sche Villa, (Ecke Fuhlsbüttler Weg) gebaut 1883 im Schweizer Stil, wird seit 1990 von den Alsterdorfer Anstalten genutzt. Ein paar Schritte weiter, vor der Polizei, steht noch ein Kunstwerk: Der Hüter, eine Bronzeplastik von Gustav Seitz. Wegen seiner Nacktheit war seine Aufstellung heiß umstritten. Die große, wunderbar gewachsene Doppeleiche neben dem Tibarg Center erinnert mit dem davor stehenden Up ewig ungedeelt- Gedenkstein an die Zugehörigkeit zu Schleswig-Holstein, die 1864 mit dem Sieg Preußens über Dänemark an der Düppeler Schanze errungen wurde. Erst 1937 wurde Niendorf ein Hamburger Vorort (siehe auch Publikation Unterelbe-Gesetz).
Am Tibarg 19 ist der Tibarg-Hof zu sehen; das Fachwerk ist modern, aber die Hofanlage ist unverändert der Stammsitz der Wullenwebers, einer der ältesten Niendorfer Familien. Über ein Stückchen Grüner Ring, entstanden für Fußgänger und Radfahrer quer durch Niendorf, gelangt man zum denkmalgeschützten Werk- und Armenhaus von 1866. Vorn rauscht heute der Verkehr der Friedrich-Ebert-Straße, aber im Hof des Backsteingebäudes lässt sich unter den großen Bäumen seine ehemalige Funktion noch erspüren. Heute sind hier die Elternschule und ein Kindergarten zu Hause.
Der Spaziergang endete im Gossler Park. Der Park mit seinem verträumten Seerosenteich gehörte einst der Bankiersfamilie Berenberg-Gossler. Sie verkaufte ihn 1965 an die Hansestadt Hamburg und so ist er heute ein Teil des Niendorfer Geheges. Ein paar Schritte weiter erinnert ein Stolperstein an Paul Schumacher, der ein Opfer der Nazis wurde.
Volker Bulla hatte zu allen Anlaufstationen des Spaziergangs viele Schaubilder mitgebracht, die das Damals veranschaulichten. „Toll“, sagte einer der Teilnehmer, der erst seit wenigen Jahren in Niendorf lebt. “Beim nächsten Mal bin ich wieder dabei! Ich hatte keine Ahnung, wie viel es hier zu entdecken gibt!“
Fotostrecke (Fotos Joerg Kilian)
Besichtigung
Niendorfer Kirche am Markt
15.07.2012 – Die Niendorfer Kirche neu entdecken wollten rund 60 neue und alte Bewohner des Stadtteils. Sie folgten der Einladung des Forum Kollau zur ersten Veranstaltung des Sommers 2012.
Das kleine achteckige Juwel spätbarocker Kirchenbaukunst ist einer der wichtigsten Erinnerungsorte für Niendorf, Lokstedt und Schnelsen – ein Segen, denn in den Stadtteilen haben sich nicht viele historische Bauten erhalten.
Pastor Erik Thiesen, seit 20 Jahren hier im Amt, berichtete von der Zeit der Entstehung der Kirche (1770), ihrem ersten Pastor Christoph Friedrich Rist und dem protestantischen Konzept, nach dem das Innere ausgestattet wurde. „Der Rundbau hält die Gemeinde eng beisammen. Die Aufmerksamkeit ist auf das Wort und den Prediger gerichtet. So hängt die Kanzel hoch über dem schlichten Altar, damit der Prediger auch von oben aus der umlaufenden Galerie gesehen werden kann. Und darüber schwebt die Orgel: Musik gehört gleichwertig in den protestantischen Gottesdienstablauf dazu, auch heute noch“, sagt Thiesen.
Aus dem Leben des ältesten Pastorensohnes berichtete Ingelor Schmidt. Johann Georg Rist (1775 – 1846), aufgewachsen im gebildeten Milieu zwischen Pastoren, weltoffenen Hanseaten und aufstrebenden Bürgerlichen beschreibt seine Kindheit „unter den alten Bäumen des Niendorfer Gehölzes“, die ihn zu einer erstaunlichen Karriere in diplomatischen Diensten des dänischen Hofes in Kopenhagen und Hamburg und später in hohen schleswig-holsteinischen Ämtern befähigt. Wobei er immer seinem „angeborenen Drange zur Freiheit“ folgen wird. Er gehört auch zu den Gründern des Kunst-Vereins, einem Vorläufer der Hamburger Kunsthalle.
Hans Joachim Jürs hatte aus seinem Fundus großformatige Architektur-Zeichnungen der Kirche mitgebracht, die auf viel Interesse stießen. Der Niendorfer Architekt Fred Salomon fertigte sie in den 50er Jahren nach Aufmaß. Auch das große Ölgemälde des Malers Alexander Oskar Noah, das die Niendorfer Kirche im lichten Lindenkranz und gesäumt von den blühenden Bäumen des Pastoratgartens zeigt, stammt aus Jürs` Familienbesitz. Jürs berichtete launig über die Anfänge seiner weitverzweigten Familie und seine Verbundenheit mit der Kirche. „Vor ungefähr 200 Jahren fingen wir hier als Kuhlengräber an, da lagen dann die Blumen nicht weit.“ Sein Vater und Bruder hatten jeweils lange Jahre die Friedhofsverwaltung inne und so erklärt sich sicher auch Jürs' großes Wissen und das Interesse an den historischen Bezügen seiner Heimat. Der Architekt hat übrigens „nach auswärts, nämlich nach Schnelsen“ geheiratet, was zu einem Kompromiss bei der Trauung führte: „Wir heirateten in der Niendorfer Kirche, aber Pastor Witt kam aus Schnelsen!“
Zum Schluss gab es für Mutige noch einen „Höhenpunkt“. Erik Thiesen führte über die knarzenden alten Holztreppen in den Dachstuhl, erklärte die Lichtschachtkonstruktionen, die Handhabung des Mechanismus, mit dem der Taufengel betätigt wird und das Uhrwerk. Und wer sich noch eine Art Hühnerleiter zutraute, konnte den Kopf neben der Glocke hinausrecken und blickte über ein endloses Grün, hinter dem wie auf einem pastellfarben kolorierten Stich die Türme der Hansestadt aufragten. Und irgendwie hatte man das Gefühl, dass „die Stadt“ ganz schön weit weg vom alten Niendorf liegt – immer noch.
Infostand
Burgwedelfest
09.06.2012 - Auch in Schnelsen dabei
Eine Woche nach dem Tibargfest nahm das Forum Kollau auch am Burgwedelfest auf dem Roman-Zeller-Platz in Schnelsen teil. Siegbert Rubsch hatte ein Quiz mit 20 Fragen zum Stadtteil entwickelt, das auch bei Alteingesessenen und Funktionsträgern teilweise zu längerem Überlegen führte, welche der vier Auswahlantworten die richtige sei.
Dass man mit Nachdenken und Recherche vor Ort eine hohe Punktzahl erreichen konnte, bewies die Schülerin Layla, die 18 richtige Antworten fand und den Hauptpreis gewann. Dieser wurde in Zusammenarbeit mit dem Forum Kollau vom KiFaZ Burgwedel gestiftet: Eine Freikarte für den Besuch des Wildparks Lüneburger Heide für eine Familie. Das Forum Kollau stiftete für die nächst besten erwachsenen Teilnehmer das Buch von Jürgen Frantz über das Unterelbe- und das Groß-Hamburg-Gesetz und für die besten jugendlichen Teilnehmer Naturbücher, gestiftet von Herrn Rubsch. Neben dem Quiz errang die Schautafel „Wie wir Hamburger wurden“ starke Aufmerksamkeit.
Burgwedel-Quiz (PDF 158 KB)
Schautafel "Wie wir Hamburger wurden" (PDF 3,4 MB)
Künstlerhaus Sootbörn
Zu Besuch im Glaskasten
06.06.2012 – Im Rahmen des Hamburger Architektursommers 2012 fand in der ehemaligenen Oberschule Lokstedt – genannt OLO oder auch Glaskasten – am Sootbörn 22 ein Vortrag von Professor Lohse statt. Der Hamburger Archivar und Historiker gab einen umfassenden geschichtlichen Überblick, der vor allem die Eingemeindung nach Hamburg zum Thema hatte.
Später erzählten verschiedene Zeitzeugen ihre sehr persönlichen Eindrücke aus der Schulzeit in den Kriegs- und Nachkriegsjahren. Hans-Joachim Jürs, Professor Sturzel und Herrmann Scheffler hatten zum
Teil sehr farbige Erinnerungen an das Miteinander. Das seinerzeit außergewöhnlich moderne Gebäude spielte auch damals in der Wahrnehmung der Schüler eine große Rolle. Aber auch die Gedanken an
Mitschüler und Lehrer, von denen viele nicht aus dem Krieg zurückkehrten.
Das Gebäude im Bauhaus-Stil wurde von zwei jungen Hamburger Architekten – den Brüdern Langloh entworfen und nach deren Plänen 1929 fertiggestellt. Von 1960 bis 1992 war das um sein 2.OG
"zurückgezonte" Gebäude ein Möbellager der Schulbehörde, dann unter der Kulturbehörde zu einem Künstlerhaus umgenutzt in dem heute fast 20 Künstler ihre Ateliers haben und Ausstellungen machen.
Insbesondere der Bildhauer Heinrich Eder hat sich in den vergangenen Jahren um eine stilbewahrende Renovierung des streckenweise baufälligen Gebäudes verdient gemacht.
Weitere Informationen:
Infostand
Bei Sonnenschein auf dem Tibargfest
02.06.2012 – Auf zum Tibargfest! So heißt es am Wochenende nach Pfingsten für die Niendorfer und ihre Nachbarn. Das traditionelle Stadtteilfest hat sich aus dem Niendorfer Markt entwickelt, der seit 1794 meistens zweimal jährlich stattfand, um die Pfingstzeit herum und im Herbst. Es war wie auf den Dörfern üblich zunächst ein Vieh- und Krammarkt, bot aber bald auch allerhand Volksbelustigungen. In den vielen Gasthöfen ringsum wurden die guten Geschäfte begossen und so manche zarte Bande im Tanzsaal von Münsters Gasthof am Niendorfer Marktplatz geknüpft.
Diese Tradition – wenn auch ohne Kühe und Ferkel – lebte nach mehreren Versuchen 1985 zur U-Bahneröffnung wieder auf. Die Tibarg-Geschäftsleute, Kirche, Feuerwehr und NTSV organisieren das Drei-Tage-Fest, das mittlerweile auch professionelle Unterstützung durch ein Eventmanagement hat. Der Tibarg als Festplatz hat sich in diesem Jahr als Namensgeber für die Riesensause durchgesetzt: Mit „Niendorf Markt“ verbindet man ja heute eher die U-Bahnstation …
Am Fest-Sonnabend ist der Tibarg auch ein Treffpunkt für die Vereine des Stadtteils. An ihren Infoständen ist gute Gelegenheit für den Autausch von Informationen und einen zwanglosen Klönschnack mit Nachbarn und Freunden. Für das Forum Kollau war es der erste Auftritt, sich einer größeren Öffentlichkeit bekannt zu machen. Die funkelnagelneue Beachflag flatterte im ziemlich steifen Wind, an einer Schautafel erklärte Jürgen Frantz die lange Geschichte der Eingemeindung der Dörfer in die Hansestadt, die Flyer mit den Terminen unserer erstmaligen sommerlichen Stadtteilspaziergänge konnten verteilt werden und ein Niendorf-Puzzle erfreute die Kinder. Es gab viel sehr freundlichen Zuspruch und der Vorstand zog sofort das Fazit: Im nächsten Jahr sind wir wieder dabei!
Mitgliederversammlung
Das erste Mal
01.06.2012 – Erste Jahreshauptversammlung nach der Gründung Der Vorstand freute sich sehr: Über die Hälfte der Mitglieder des Forum Kollau kam zu ersten Ordentlichen Mitgliederversammlung um zu hören, was der Verein im ersten Jahr seines Bestehens bewirkt hat.
Erster Vorsitzender Rainer Funke zog eine erfreuliche Bilanz: Alle Gründungsformalitäten liefen außerordentlich glatt über die Bühne, die acht Vorstandsmitglieder arbeiten seitdem sehr harmonisch und gut gelaunt zusammen. Ein provisorischer Raum wurde gefunden, Mitte 2012 wird ein fester, sicherer Raum vorhanden sein, damit das Forum auch Dokumente und anderes Sammelgut sicher lagern kann.
Das Logo wurde entwickelt, der Internetauftritt zügig installiert. Zur ersten öffentlichen Veranstaltung in Kooperation mit der Bücherhalle Niendorf zum Diavortrag "Niendorf heute und einst" kamen über 100 Besucher. Zwei Publikationen wurden hergestellt, die auf sehr gute Resonanz stießen. Ein Lokstedt-Spaziergang im April mit dem Lokstedter Bürgerhaus macht Mut: Im Sommer werden Stadtteilspaziergänge rund um den Tibarg und die Frohmestraße angeboten sowie eine besondere Führung durch die Barockkirche am Niendorfer Marktplatz und durch das historische Niendorfer Gehege. Siehe Termine.
Die Kassenführung durch Barbara Ahrons ist ohne Tadel, der Verein ist finanziell auf einem guten Weg, auch dank einiger honoriger Spender. Der Vorstand wurde einstimmig entlastet. Bei den Wahlen wurde der 2. Vorsitzende Joerg Kilian im Amt bestätigt. Auf den aus beruflichen Gründen scheidenden Beisitzer Jörg Fischlin folgte Volker Bulla. Gute Arbeit muss belohnt werden, so dachten wohl einige der Mitglieder und brachten Geschenke für den Verein mit. Aus den Besitz der Jürs-Familie bilden nun eine Kollau-Chronik, ein Gesangbuch von 1795, kolorierte Niendorfer Postkarten aus dem 19. Jahrhundert, ein Aquarell des Heimatmalers Schnoor und ein Kochbuch von 1891 einen schönen neuen Grundstock für erfolgreiches Sammeln. Die Versammlung ging in bester Stimmung auseinander und ein Zuhörer trat spontan ein. Herzlich willkommen!
Spaziergang
Lokstedter Allerlei
27.04.2012 Auch wer Lokstedt gut kennt und schon lange dort wohnt kam ins Staunen: Ein Spaziergang mit einem „Neu-Lokstedter“ wie Volker Bulla (45) brachte selbst für geborene Lokstedter manche Überraschungen. Bulla, hauptberuflich diplomierter Rechtspfleger, hat sich als Kommunalpolitiker im Bezirk Eimsbüttel intensiv mit Stadtentwicklung beschäftigt, was auch seinem historischen Interesse entgegen kommt.
So führte er am 27. April auf Einladung des Bürgerhaus Lokstedt und des Forum Kollau rund zwanzig Interessierte zwei Stunden lang zu markanten Punkten: Durch Nebenstraßen mit verwunschenen alten Häusern, die ihre eigenen Geschichte haben und sich plötzlich in der Nachbarschaft von hochmodernen Wohnsiedlungen befinden; zu einem renaturierten Flüsschen; zu einem versteckten Denkmal, das an die Lokstedter hochherrschaftliche Garten- und Villenkultur erinnert, zu bekannten und fast vergessenen Mahnmalen, die das Kriegsgeschehen vor fast hundert Jahren naherücken.
Lokstedt war früher dänisch und bis 1937 zu Preußen gehörig. Aus dem Dorf entwickelte sich eine ländliche Gemeinde im Kreis Pinneberg. Hamburger Kaufleute suchten verstärkt seit Ende des 19. Jahrhunderts hier Erholung und bauten ihre Villen, legten Parks an. Inzwischen sind aus privaten Parks öffentliche Grünflächen geworden. Als stadtnahes Wohngebiet im Grünen ist Lokstedt begehrt: Wohngebiete werden neu beschlossen oder neu und verdichtet bebaut. Der Stadtteil wandelt sich derzeit enorm.
Bulla weiß viel Hintergründiges und hat viele Abbildungen von damals dabei, so dass sich bei den Spaziergängern ein ganz neues Bild ihres Wohnortes formen kann, eines, das mit dem Wissen um Vergangenes angereichert und belebt ist. Der Spaziergang wurde im Rahmen des 30. Geburtstages des Lokstedter Bürgerhauses veranstaltet.
Das Forum Kollau verabredete mit Volker Bulla – der zu den Gründungsmitgliedern gehört – bereits weitere Termine:
Sonntagsspaziergang, 05.08.2012 Rund um den Tibarg (Niendorf)
Sonntagsspaziergang, 09.09.2012 Rund um die Frohmestraße (Schnelsen)
Beginn ist jeweils 15 Uhr. Nähere Infos demnächst.
Unsere Fotostrecke vom Lokstedter Spaziergang
Spendenaktion
Ein neuer Baum für den Tibarg
19.04.2012 - Eine symbolträchtige Großbaumpflanzung, ein strahlender Frühlingstag, viele begeisterte Zuschauer: Der Tibarg setzt wieder ein Zeichen für die lebendige Zukunft des Quartiers. Die Akteure des BID Tibarg (BID = Business Improvement District) haben zur Verschönerung des südlichen Tibargs eine über elf Meter hohe Kiefer „pinus schwerinii“ ausgesucht, die schon von weitem sichtbar eine neue Landmarke darstellt.
Die traditionsreiche Baumschule von Ehren war der Lieferant, die fachgerechte Pflanzung und weitere Pflege übernimmt in den nächsten zwei Jahren eine Spezialfirma. Die Finanzierung konnte dank der großzügigen Unterstützung durch die SPARDA Bank und das Forum Kollau erfolgen. Für den jungen Geschichtsverein war es ebenfalls ein besonderes Datum.
Die Baumpflanzung erfolgt zu einem besonderen Jubiläum: Im April vor 75 Jahren wurden aus den preußischen Niendorfern, Lokstedtern und Schnelsenern Hamburger Bürger, aus Dörflern wurden Großstädter. Autor Jürgen Frantz wies auf die gerade erschienene erste Veröffentlichung des Forum Kollau zu diesem Thema hin.
Hans Joachim Jürs wünschte dem neuen Baum eine glückliche Zukunft auf dem Tibarg und beschrieb kurz die drei vorhandenen großen Bäume, die die Zeitläufte überstanden haben: Gleich gegenüber dem Neuankömmling die hohe Sumpfzypresse, die den Bombennächten und dem U-Bahnbau trotzte; neben der Lippertschen Villa in Tibarg-Mitte die über 300 Jahre alte Eiche mit acht Metern Umfang, leider vom Efeu überwuchert; die 1898 gepflanzte Doppeleiche im Norden, die mit einem Gedenkstein das „Up ewig ungedeelt“ verkündet – auch sie in eher vernachlässigter Umgebung. Vielleicht wird durch den Neuankömmling auch das Bewusstsein für diese grünen Zeugen der Niendorfer Geschichte gestärkt?
Nach der Scheckübergabe hob und schob ein riesiger Kran den Baum in das gewaltige Pflanzloch. Alle anwesenden Kindergartenkinder halfen mit ausdauernden Hauruck-Rufen. Aus unzähligen bunten Gießkännchen gossen die Lütten dann das erste Nass auf den Wurzelballen. Ein neuer „Erinnerungsort“ dürfte hiermit entstanden sein.
Unsere Fotostrecke von der Großbaumpflanzung
Jubiläum
Bürgerhaus Lokstedt hat Geburtstag
09.04.2012 - Das Bürgerhaus Lokstedt eröffnete die Veranstaltungsreihe zu seinem 30-jährigen Jubiläum im April mit einer Ausstellung des Malers Alexander Oskar Noah (1885-1968), der einen großen Teil seines Künstlerlebens in Lokstedt verbrachte.
Zur Vernissage konnte das Forum Kollau einen besonderen Beitrag leisten: Vorstandsmitglied Hans Joachim Jürs stellte ein großes Noah-Bild von der Niendorfer Kirche, das seine Eltern 1926 zur Hochzeit erhielten, zur Verfügung. Und einen Bauernhof ohne nähere Ortbezeichnung identifizierte er mit einem Foto aus seiner Sammlung als „Geburtsstätte“ des Niendorfer Turn- und Sportvereins von 1919 e.V. In dem Gehöft am Tibarg in Niendorf (damals Hauptstraße) fanden die ersten sportlichen Ertüchtigungen der Niendorfer statt.
Bekannt wurde A. O. Noah durch seine naturalistischen Bilder: Er malte die schönen, behäbigen Bauernhöfe, die noch in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts typisch für Lokstedt, Niendorf und Schnelsen waren. Seine Hamburg-Motive - Hafen, Alster, die alten Fachwerkhäuser rund um den Michel - hingen in vielen Wohnzimmern. Seine Tochter Ursula Dietsch, die jetzt in Frankfurt lebt, stellte die Exponate zusammen. Sie werden noch bis zum Sommer im Bürgerhaus zu sehen sein.
Öffnungszeiten und weitere Jubiläumstermine: www.buergerhaus-lokstedt.de
Unsere Fotostrecke von der Ausstellung
Publikation
Erstes Buchprojekt im Handel
30.03.2012 - Vor 85 Jahren verloren die drei preußischen Landgemeinden Lokstedt, Niendorf und Schnelsen ihre Eigenständigkeit durch das preußische Unterelbegesetz und wurden zu „Groß-Lokstedt“ vereinigt. Zehn Jahre später, also vor 75 Jahren wurden die Ortschaften durch das Groß-Hamburg-Gesetz von 1937 in die Hansestadt einverleibt. Den Gesetzen, die Jürgen Frantz, Staatsanwalt a.D., mit spürbarer Freude durchforstete, gingen spannende Prozesse voraus.
Wutbürger bildeten in den 20-er Jahren Abwehrausschüsse gegen Altonaer Begehrlichkeiten, bei denen bereits der junge Max Brauer eine Rolle spielt. Aber 1937 genügte ein Federstrich der NS-Behörden und Hamburg wurde größer… Mit anderen Worten: Wir wurden Großstädter.
Die Dokumentation, deren grafisches Konzept von Joerg Kilian stammt, hat ca. 84 Seiten. Viele Fotos sowie informative Karten vermitteln das Zeitgefühl für das erste Drittel des vorigen Jahrhunderts. Es kann und soll als verständlich geschriebenes und handliches Nachschlagewerk genutzt werden.
Publikation
Jubiläumsfestschrift zum 30. Geburtstag
24.02.2012 – Im April feiert das Bürgerhaus Lokstedt sein 30-jähriges Bestehen. Das Forum Kollau entwickelt zurzeit die Festschrift, die Ende März erscheint. Hansjürgen Rhein schrieb auf, wie es zur Gründung kam und wie das Haus zum Treffpunkt für alte und neue Lokstedter wurde.
Dia-Vortrag
Niendorf jetzt und einst – spannend und unterhaltsam
18.11.2011 – Niendorf jetzt und einst
in alten und neuen Fotos, erklärt und kommentiert von Hans Joachim Jürs in seiner Diaschau, brachte über 120 „alte und neue“ Niendorfer in die Bücherhalle im Tibarg Center. Als die Stühle nicht mehr reichten, tat es auch der Küchenhocker oder Schreibtisch. Sogar nach zwei Stunden hätten alle gern noch länger zugehört und gesehen, wie sich Niendorf vom Dorf zum Stadtteil entwickelte. Ein besonderer Dank an Michael Braun, Chef der Bücherhalle, der mit seinem Team den Abend organisiert hatte und sogar für Sektgläser sorgte, damit der Vorstand des Forum Kollau die Gäste seiner ersten Veranstaltung mit einem Begrüßungsschluck empfangen konnte. „Dieser Auftakt ermutigt uns zu weiteren Veranstaltungen dieser Art in den Stadtteilen“, sagte Rainer Funke, 1. Vorsitzender des Geschichtsvereins.
Unsere Fotostrecke und ein Bericht der Hamburger Bücherhallen
Digitales
Neue Homepage online
01.11.2011 - Der Internetauftritt des Forum Kollau ist fertig, Joerg Kilian ist für das Design verantwortlich, Ingelor Schmidt und Siegbert Rubsch schrieben die Texte. Auf diesen Seiten werden wir von unseren Aktivitäten berichten, Projekte vorstellen, Veranstaltungen ankündigen. Unsere Infobriefe sind hier nachzulesen. Vor allem freuen wir uns auf Anregungen und viele Kontakte!
Gründung
Schöne Räume – schönes Logo
01.07.2011 - Nach vielen gescheiterten Bemühungen – im öffentlichen Raum nichts frei, bei privaten Vermietern alles zu teuer – kam einTipp vom Bezirksamtsleiter Dr.Torsten Sevecke: „Fragen Sie bei Schulen nach!“ Ein Treffer! Siegbert Rubsch stieß bei Schulleiter Enno Bornfleth, Schule Bindfeldweg in Niendorf, auf großes Interesse für unser Projekt. In seiner Schule fand sich ein freundlicher Raum zum Mitbenutzen.
Gründung
Eintragung ins Vereinsregister
30.03.2011 - Alle Voraussetzungen zur Vereinsgründung wurden vom Finanzamt, Amtsgericht, und Vereinsregister problemlos akzeptiert. Der frischgebackene Vorstand traf sich um 9 Uhr früh im Notariat am Tibarg und hob das FORUM KOLLAU Verein für die Geschichte von Lokstedt, Niendorf und Schnelsen e.V. sozusagen amtlich aus der Taufe.