Erinnerungskultur

100 Jahre Kriegerdenkmal Lokstedt

Gedenkveranstaltung
Bei der Lutherbuche
11. Mai 2024, 15 Uhr

 

Mitten in Lokstedt steht neben der Kirche an der Lutherbuche in einer Grünanlage ein eindrucksvolles Denkmal. Das Kriegerdenkmal erinnert an 173 Gefallene der damaligen Vorstadt-Gemeinde Lokstedt im Ersten Weltkrieg (1914-1918).

 

Vor einhundert Jahren, am 11. Mai 1924 wurde das Denkmal enthüllt und – wie es heißt – „unter Beteiligung nahezu der gesamten Bevölkerung Lokstedts“ feierlich eingeweiht.

Zur feierlichen Einweihung des Kriegerdenkmals am 11. Mai 1924 kamen zigtausend Menschen zusammen (Kollauer Chronik Band II)

Paul Wilhelm Bäumer wirft – anläßlich der Einweihung des Lokstedter Kriegerdenkmals – einen Kranz ab (Kollauer Chronik Band II)

Das Lokstedter Kriegerdenkmal, Ölgemälde von A.O. Noah, 1926 (Sammlung Familie Dietz, Foto Joerg Kilian)

 

 

 

 

Traueranzeige für den im Ersten Weltkrieg gefallenen Lokstedter Otto Dello

(Hamburger Fremdenblatt vom 30. Juli 1918)

 

Das Denkmal wurde 1923 mit Spendenmitteln aus Lokstedt und im Auftrag der Gemeinde nach Entwürfen des Wandsbeker Architekten Rudolf Reuße gebaut. Die in expressionistischer Architektursprache errichtete, hoch aufragende achtstrahlige Klinkersäule auf einem sternförmigen Podest ist eingebettet in eine kreisförmige Grünanlage mit Sitzgelegenheiten und eingerahmt von Blutahorn-Bäumen. Auf sieben Bronze-Tafeln sind die Namen von 173 Gefallenen verzeichnet, auf einer achten Tafel ein Gedenkspruch.

 

Die Errichtung, Gestaltung und Bildsprache des Denkmals oszillieren zwischen Trauer um die Gefallenen und national-revanchistischen Motiven, wie sie für die Zeit weit verbreitet waren. Dazu heißt es: „Bei Denkmälern, die schon kurz nach Kriegsende aufgestellt wurden, steht das Leid und die Trauer der Hinterbliebenen sowie das Mitleid und Gedenken der Gemeinde im Vordergrund. Hinweise auf einen „Heldentod für das Vaterland“, auf Revanche-Gedanken, Rachegelüste oder eine Ablehnung des Versailler Vertrages sind aus ihnen nicht zu ersehen. Anders verhält es sich – bewusst oder unbewusst – bei später errichteten Denkmälern.“ (Frantz, S. 113) 2004 wurde das gesamte Ensemble unter Denkmalschutz gestellt. 

Gedenkveranstaltung am Kriegerdenkmal
Lokstedt, Bei der Lutherbuche
11. Mai 2024,15 Uhr

Der 100. Jahrestag ist für den örtlichen Geschichtsverein Forum Kollau – zusammen mit der evangelischen Kirche, der Freiwilligen Feuerwehr und dem Bürgerhaus Lokstedt – Anlass, die Kriegstoten ins Zentrum der lokalen Erinnerungskultur zu stellen. Sie sind eingeladen, dazu beizutragen! 

Lokale Erinnerungskultur – zum Mitgestalten

Seit vielen Jahrzehnten findet am Denkmal alljährlich am Volkstrauertag eine Gedenkveranstaltung statt. Verschiedene Akteure wie die Freiwillige Feuerwehr, das Bürgerhaus und das Forum Kollau legen nach einem Gottesdienst in der benachbarten Christ-König-Kirche Kränze nieder. Mit Musik und in kurzen Ansprachen wird der Kriegstoten gedacht und aktuelle Themen wie beispielsweise die Rückkehr von Kriegen nach Europa werden diskutiert. Genauso wie der Volkstrauertag selbst, hat sich die lokale Erinnerungskultur gewandelt. Im Zentrum steht seit vielen Jahren das Gedenken an die Opfer von Krieg und Gewalt. Bis heute gibt es zahlreiche Nachkommen der Gefallenen in der Umgebung.
Das Forum Kollau will dieses Gedenken im Stadtteil noch stärker verankern und reflektieren. Dazu sollen Lebensläufe der oft kaum bekannten Gefallenen zusammengetragen und dokumentiert werden. Wissen Sie etwas über einen der Gefallenen, seine Familie oder örtliche Lebensumstände oder sind an der Recherche interessiert, beispielsweise im Rahmen eines Schulprojektes? Wir laden alle ein, an der lokalen Erinnerungskultur mitzuwirken. Neben dem Kriegerdenkmal befasst sich das Forum Kollau hierfür auch mit weiteren Themen wie mit der Gedenkstele für die Zwangsarbeiterinnen
(Clematisweg/Stresemannallee) oder mit Stolpersteinen.

 

Ansprechpartner: Dr. Sebastian Dorsch, Beisitzer Forum Kollau e.V.
Mail: erinnerungskultur@forum-kollau.de