Erinnerungskultur
2024 ist ein besonderes Jahr für die Erinnerungskultur in Lokstedt:
Am 11. Mai jährte sich zum 100. Mal die Einweihung des Denkmals an der Lutherbuche, das namentlich an 173 Lokstedter erinnert, die im Ersten
Weltkrieg gefallen sind. Sehr viele Lokstedter:innen hatten sich seit dem Ende des Krieges 1918 für die Aufstellung und bei der Einweihung des Denkmals engagiert.
Wenige Wochen später, am 18. Juni jährte sich zum 80. Mal der Tod durch Bombenabwurf von 140 Mädchen und Frauen insbesondere aus der Ukraine, Belarus und Rußland im nationalsozialistischen
Zwangsarbeitslager an der Stresemannallee (damals Horst-Wessel-Straße). Ihre Namen wurden durch das Aufstellen einer Gedenkstele und das feierliche Vorlesen durch Konfirmand:innen im November 2022
wieder in den Stadtteil geholt (vgl. https://www.youtube.com/watch?v=8nTWDPr80g4). Ihre Namen sowie Informationen zu ihren
Lebensbedingungen finden sich auch auf der eigens eingerichteten Website www.hamburg.de/valvofrauen Wir danken der Landeszentrale für
politische Bildung für die Unterstützung.
Was ist und wer macht lokale Erinnerungskultur – eine Einladung zum Mitgestalten
Was verbinden diese beiden Ereignisse außer Lokstedt als Ort des Geschehens und als Ort des Erinnerns? Es ließe sich daran denken, dass jeweils sehr viele Menschen ihr Leben verloren haben. Sie
wurden oft in jungem Alter Opfer von Kriegen, die im Namen von Nationen geführt wurden, sie hinterließen Angehörige in Lokstedt und in der Ferne – fällt Ihnen noch mehr ein? Zum Nachdenken lädt auch
die Frage ein, wodurch sich die beiden Ereignisse unterscheiden, wie zum Beispiel durch den Ort des Todes, die Herkunft und das Geschlecht der Opfer oder durch den unterschiedlichen Umgang in der
jeweiligen Nachkriegszeit. Zudem stellt sich die Frage, wie diese Ereignisse auf unsere Gegenwart wirken bzw. welche Schlussfolgerungen wir für unser jetziges und künftiges Handeln aus dieser
Vergangenheit ziehen.
Der lokale Geschichtsverein, das Forum Kollau, nimmt die beiden Ereignisse des Jahres 2024 zum Anlass, um Menschen in Lokstedt und natürlich weitere Interessierte zum gemeinsamen Nachdenken und
Arbeiten an der lokalen Erinnerungskultur einzuladen. Dazu fanden am 11. Mai am Denkmal Lutherbuche und am 18. Juni bei der Gedenkstele an der Stresemannallee (Ecke Clematisweg) Veranstaltungen
statt, zu der alle herzlich eingeladen waren. Insbesondere die Kirchengemeinde und die Freiwillige Feuerwehr beteiligten sich aktiv am 11. Mai – dafür vielen Dank! Einige Interessierte sind im
Nachgang zu der Veranstaltung schon auf uns mit Informationen zu Vorfahren zugekommen.
An der Veranstaltung am 18. Juni nahmen Vertreter:innen der Zivilgesellschaft, der Kirchengemeinde sowie der Nachfolgebetriebe von Philips Valvo (Nexperia & NXP) teil. Der zweite Teil der
Veranstaltung fand vor der Gedenktafel bei Nexperia mit den hauseigenen Expert*innen zum Thema statt. Weitere gemeinsame Veranstaltungen und Projekte sind in Planung; an einer Zusammenarbeit hierzu
zeigten auch Vertreter*innen der benachbarten Gymnasien Interesse.
Mit dieser Homepage des Forum Kollau laden wir zur weiteren Beteiligung ein, wie zum Beispiel bei der Recherche der Lebensläufe der oben genannten Kriegstoten oder zur Geschichte weiterer Gedenkorte in Lokstedt.
Für das Arbeiten an der Erinnerungskultur mit Bezug auf die sogenannten Valvo-Frauen sei auf die oben erwähnten externen Homepages verwiesen. Eine eigene Unterseite zum Thema Zwangsarbeit in
Lokstedt wird hier im Kontext der oben erwähnten lokalen Zusammenarbeit bald entstehen.
Dr. Sebastian Dorsch (erinnerungskultur@forum-kollau.de)